Vatikan

Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentordnung

- Das Jahr der Eucharistie
Empfehlungen und Vorschläge

Inhaltsverzeichnis

1. Grundlagen
Der Glaube an die Eucharistie
Die Eucharistiefeier und die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe
Eine eucharistische Spiritualität
Maria: Ikone der „eucharistischen“ Kirche
Die Heiligen: Zeugen eucharistischen Lebens

2. Liturgische Feiern
Der Sonntag
Die Osternacht und die Osterkommunion
Der Gründonnerstag
Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam)
Eucharistiefeier und Stundengebet
Die eucharistische Anbetung
Prozessionen mit dem Allerheiligsten
Eucharistische Kongresse

3. Grundlagen eucharistischer Spiritualität
Hören des Wortes
Umkehr
Gedächtnis
Opfer
Danksagung
Gegenwart Christi
Gemeinschaft und Nächstenliebe
Stille
Anbetung
Freude
Mission

4. Initiativen und pastorale Aufgaben
Bischofskonferenzen
Diözesen
Pfarreien
Heiligtümer
Klöster, Ordensgemeinschaften und –institute
Seminare und Ausbildungshäuser
Vereinigungen, Bewegungen, Bruderschaften

5. Kulturelle Aspekte
Historische Forschungen
Gebäude, Denkmäler, Bibliotheken
Kunst, sakrale Musik, Literatur

Schluss

Einführung

Nur ein Jahr nach Abschluß des Jahres des Rosenkranzes folgt eine neue Initiative des Heiligen Vaters: Das Jahr der Eucharistie (Oktober 2004 – Oktober 2005). Beide Initiativen bilden eine Einheit. Sie entsprechen dem Pastoralplan, den der Papst der ganzen Kirche im Apostolischen Schreiben Novo Millennio ineunte vorgelegt hat, wo er auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Großen Jubiläums (vgl. Mane nobiscum Domine, Kap. I) die Betrachtung des Angesichts Christi in die Mitte des pastoralen Einsatzes stellte.

Rosarium Virginis Mariae war eine Einladung des Papstes, Christus mit den Augen und mit dem Herzen Marias zu betrachten. Darauf folgte die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, die zur „Quelle“ und zum „Höhepunkt“ des ganzen christlichen Lebens führte und dazu einlud, die Eucharistie mit erneuertem Eifer zu feiern und anzubeten. Neben dieser Enzyklika rief die Instruktion Redemptionis Sacramentum ins Bewußtsein, daß alle die Pflicht haben, sich um eine würdige Feier eines solch großen Geheimnisses zu bemühen.

Das Apostolische Schreiben Mane nobiscum Domine (7. Oktober 2004) führt nun in das Jahr der Eucharistie ein und gibt ihm seine Ausrichtung. Dies bietet eine wichtige pastorale Gelegenheit, die ganze Christenheit anzuspornen, dieses wunderbare Opfer und Sakrament zum Herzen ihres Lebens zu machen.

Die Gestaltung dieses Jahres hat der Heilige Vater der Initiative der Ortskirchen überlassen. Gleichzeitig bat er die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, „Empfehlungen und Vorschläge“ anzubieten (vgl. Mane nobiscum Domine, 29). Sie sollen den Hirten sowie auch allen in der Pastoral Tätigen helfen, ihren Beitrag zu leisten.

Es handelt sich hier daher um eine Handreichung. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchte vielmehr in wesentlichen Zügen einige praktische Empfehlungen geben. Teilweise werden Bereiche und Themen, die nicht vergessen werden sollen, auch nur ganz kurz erwähnt. Das Kapitel Grundlinien „eucharistischer Spiritualität“ will Initiativen im Bereich der Weiterbildung und Katechese anregen. Es ist nämlich von entscheidender Bedeutung, daß die Eucharistie nicht nur in ihrer liturgischen Dimension, sondern auch als Lebensprojekt verstanden wird, als Grundlage einer wahrhaft „eucharistischen Spiritualität“.

Mit einem Dank an den Heiligen Vater für dieses neue „Geschenk“ vertrauen wir das Gelingen dieses Jahres der Fürsprache der Gottesmutter an. In der Schule dieser „eucharistischen Frau“ möge erneut das „Staunen“ vor dem Geheimnis des Leibes und Blutes Christi erwachen, aus dem die Kirche mit wachsendem Eifer leben soll.

Dokumente und Abkürzungen

II. Vatikanisches Konzil
Konstitution Sacrosanctum Concilium (=SC)
Konstitution Lumen Gentium
Konstitution Dei Verbum

Liturgische Bücher
Missale Romanum, Institutio generalis Missalis Romani, Ed. typica tertia, Typis Vaticanis 2002 (= AERM für Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch)
Missale Romanum, Ordo Lectionum Missae, Ed. typica altera, Libreria Ed.Vaticana 1981.
Rituale Romanum, De sacra communione et de cultu mysterii eucharistici extra Missam, Ed. typica, Typis Polyglottis Vaticanis, reimpressio emendata 1974 (= Kommunionspendung und Eucharistieverehrung).
Caeremoniale Episcoporum, Ed. typica, Libreria Editrice Vaticana 1984.
Rituale Romanum, De Benedictionibus, Ed. typica, Typis Polyglottis Vaticanis 1985.
Liturgia Horarum, Institutio generalis de Liturgia Horarum, Ed. typica altera, Libreria Ed. Vaticana 1985 (= AES für Allgemeine Einführung in das Stundengebet)
Ordo initiationis christianae adultorum, Ed. typica, Typis Polyglottis Vaticanis 1972.
Collectio Missarum de Beata Maria Virgine, Ed. typica, Libreria Editrice Vaticana 1987.
Ordo coronandi imaginem B. Mariae Virginis, Ed. typica, Typis Polyglottis Vaticanis 1981.
Dokumente von Papst Johannes Paul II.
Enzyklika Ecclesia de Eucharistia (17. April 2003)
Apostolisches Schreiben Mane nobiscum Domine (7. Oktober 2004)
Apostolisches Schreiben Dies Domini (31. Mai 1998)
Apostolisches Schreiben Novo Millennio ineunte (6. Januar 2001)
Apostolisches Schreiben Rosarium Virginis Mariae (16. Oktober 2002)
Apostolisches Schreiben Spiritus et Sponsa (4. Dezember 2003)
Schreiben zum 100. Jahrestag des “Motu Proprio Tra le sollecitudini” über die sakrale Musik (22. November 2003)
Postsynodales Schreiben Vita consecrata (25. März 1996)
Botschaft anläßlich des Weltmissionstages 2004

Weitere Dokumente
Paul VI., Enzyklika Mysterium fidei (3. September 1965)
Paul VI., Apostolisches Schreiben Gaudete in Domino (9. Mai 1975)
Codex Iuris Canonici (= CIC)
Katechismus der Katholischen Kirche, Libreria Ed. Vaticana, 1992 (= KKK)
Ritenkongregation, Instruktion Eucharisticum mysterium (25. Mai 1967)
Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Redemptionis Sacramentum (25. März 2004)
Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 17. Dezember 2001 (= Direktorium über die Volksfrömmigkeit)
Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Rundschreiben über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung (16. Januar 1988) (= Rundschreiben über die Feier von Ostern)
Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens, Instruktion Neubeginn in Christus – Ein neuer Aufbruch des geweihten Lebens im Dritten Jahrtausend (19. Mai 2002)
Kongregation für das Bildungswesen, Instruktion über die liturgische Ausbildung der Priesteramtskandidaten (3. Juni 1979)

1. Grundlagen

1. Mit dem Jahr der Eucharistie eröffnet sich für die Kirche ein Horizont, der auf den verschiedenen Ebenen des christlichen Lebens ein weitgefächertes Engagement erfordert und zugleich begünstigt. Die Eucharistie ist nämlich nicht einfach nur ein „Thema“ unter vielen anderen, sondern das Herz des christlichen Lebens. „Als Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes ist die Feier der Heiligen Messe für die Welt- und Ortskirche wie auch für jeden einzelnen Gläubigen Mitte des ganzen christlichen Lebens. In ihr findet das Wirken Gottes seinen Höhepunkt, durch das er in Christus die Welt heiligt, aber auch der Kult, den die Menschen dem Vater erweisen, indem sie ihn durch Christus, seinen Sohn, im Heiligen Geist verherrlichen. In der Eucharistiefeier werden zudem die Mysterien der Erlösung im Jahresablauf so begangen, daß sie in je bestimmter Weise gegenwärtig sind. Alle anderen gottesdienstlichen Feiern und alle Werke christlichen Lebens stehen mit der Messe in Zusammenhang: sie gehen aus ihr hervor und führen zu ihr hin“ (Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch = AERM, 16).

Deswegen prägt und bestimmt der eucharistische Akzent dieses besonderen Jahres alle grundlegenden Vollzüge kirchlichen Lebens, sowohl in seiner Gesamtheit als auch in den einzelnen Gliedern. Der Papst selbst unterstreicht diese Sichtweise, wenn er diese Initiative in den Zusammenhang eines Pastoralplanes stellt, der der Kirche in den Jahren der Vorbereitung auf das Große Jubiläum in christologisch-trinitarischen Leitworten vorgelegt wurde und, ausgehend vom Apostolischen Schreiben Novo Millennio ineunte, auch die Jahren danach „kennzeichnete“. „Das Jahr der Eucharistie erscheint also vor einem Hintergrund, der von Jahr zu Jahr Bereicherung erfahren hat, wobei er jedoch thematisch immer gut auf Christus und die Betrachtung seines Antlitzes bezogen blieb. In einem gewissen Sinn bietet sich das Eucharistische Jahr als eine Synthese an, als eine Art Höhepunkt des beschrittenen Weges“ (Mane nobiscum Domine, 10).

Auf dieser Grundlage soll die Planung von Initiativen in diesem Jahr auf die einzelnen Bereiche abgestimmt werden und Impulse unterschiedlicher Art setzen. Dieses Kapitel soll kurz zusammengefaßt einige theologisch-pastorale Perspektiven anbieten, die gewissermaßen den Rahmen für die folgenden Vorschläge bilden.

Der Glaube an die Eucharistie

2. Als „Geheimnis der Glaubens“ (vgl. Ecclesia de Eucharistia, Kap. I) wird die Eucharistie im Licht der biblischen Offenbarung und der kirchlichen Tradition verstanden. Gleichzeitig kann die Eucharistie nur aus diesem Bezug heraus zu einem „Geheimnis des Lichtes“ (vgl. Mane nobiscum Domine, Kap. II) werden. So läßt uns die Eucharistie gewissermaßen den „Glaubensweg“ nachgehen, den im Evangelium die beiden „Emmausjünger“ berschreiten, die der Heilige Vater als „Ikone“ für das Jahr der Eucharistie gewählt hat. Die Eucharistie ist deshalb ein Geheimnis des Lichtes, weil sie einerseits das Licht des Wortes Gottes voraussetzt und beinhaltet und andererseits das „Brotbrechen“ selbst Licht auf das Geheimnis des dreifaltigen Gottes wirft: Gerade im Paschageschehen des Todes und der Auferstehung Christi und folglich auch in seinem eucharistischen „Gedächtnis“ offenbart sich Gott im höchsten Maß als Gott der Liebe.

Das Jahr der Eucharistie bietet daher eine außerordentliche Gelegenheit zu einer intensiven Katechese über die Eucharistie, wie sie der Glaube der Kirche bekennt. Diese Katechese umfaßt folgende Bereiche:

  • die Heilige Schrift, angefangen von den Texten des Alten Testaments, die als „Vorbereitung“ des Geheimnisses angesehen werden können, bis hin zu den Texten des Neuen Testaments, die sowohl die Einsetzung der Eucharistie als auch ihre verschiedenen Dimensionen betreffen (vgl. zum Beispiel die Texte im Lektionar für die Votivmessen „Von der Heiligen Eucharistie“);

  • die Tradition: die Kirchenväter und die weitere theologisch-lehramtliche Entwicklung unter besonderer Berücksichtung des Konzils von Trient, des Zweiten Vatikanischen Konzils und der jüngsten lehramtlichen Dokumente. Die Katechese in den Ortskirchen wird dafür im Katechismus der Katholischen Kirche einen maßgebenden und hilfreichen Bezugspunkt finden;

  • die Mystagogie, d.h. die vertiefende Einführung in das gefeierte Geheimnis durch die Erklärung der Riten und Gebete des Meßordinariums und der Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe;

  • die Reichtümer der Geschichte der Spiritualität; besonders ist hier aufzuzeigen, wie der Glaube und die Feier der Eucharistie im Leben der Heiligen zum Ausdruck kam (vgl.Ecclesia de Eucharistia, 62);

  • die sakrale Kunst als Zeugnis für den Glauben an das Geheimnis der Eucharistie.

Die Eucharistiefeier und die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe

3. Christus hat die Eucharistie eingesetzt. Von ihm hat die Kirche sie empfangen. Doch sie wird in einer von der Kirche festgelegten Art und Weise gefeiert (vgl. AERM und Einführung des Meßlektionars). Die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe ist eng mit der Eucharistiefeier verbunden und auf sie hingeordnet.

„Eine konkrete Aufgabe dieses Jahrs der Eucharistie könnte in jeder Pfarrgemeinde das gründliche Studium der Allgemeinen Einführung in das Römische Meßbuch sein. Der bevorzugte Weg, um in das Geheimnis des unter den heiligen ‚Zeichen‘ verwirklichten Heils eingeführt zu werden, besteht darin, den Ablauf des liturgischen Jahres treu mitzuverfolgen“ (Mane nobiscum Domine, 17).

Für die in der Pastoral Tätigen werden im Folgenden einige Bereiche aufgeführt, in denen alle eingeladen sind, eingehend darüber nachzudenken, wie eine würdige Feier und eine eifrige Anbetung des eucharistischen Geheimnisses erreicht werden kann. Neben den oben im Text schon erwähnten Dokumenten kann auch die jüngste Instruktion Redemptionis Sacramentum eine Hilfe bei dieser Erforschung sein.

  • Orte der Feier: Kirche, Altar, Ambo, Sedilien …;

  • die Gottesdienstgemeinde: Bedeutung und Umsetzung der „vollen, bewußten und tätigen“ Teilnahme (vgl. SC 14);

  • die verschiedenen Rollen: der Priester, der in persona Christi wirkt, die Diakone, die anderen Dienste und Beiträge;

  • die Dynamik der Feier: vom Brot des Wortes zum Brot der Eucharistie (vgl. Ordo Lectionum Missae, 10); 
  • die Zeiten der Eucharistiefeier: Sonntag, Wochentage, Kirchenjahr;

  • die Beziehung der Eucharistie mit den verschiedenen anderen Sakramenten, Sakramentalien, Begräbnissen …;

  • die innere und äußere Teilnahme: ganz besonders die Einhaltung der Zeiten der Stille;

  • der Gesang und die Musik;

  • die Beachtung der liturgischen Vorschriften;

  • ldie Krankenkommunion und die Wegzehrung für Sterbende (vgl.Kommunionspendung und Eucharistieverehrung);

  • die Anbetung des Allerheiligsten, das persönliche Gebet;

  • die Prozessionen mit dem Allerheiligsten.

Eine Analyse dieser Punkte wäre gerade im Jahr der Eucharistie überaus wünschenswert. Sicherlich ist es im pastoralen Leben der einzelnen Gemeinden nicht leicht, alle hohen Ziele zu erreichen, aber sie sollen wenigstens angestrebt werden. „Wenn die Frucht dieses Jahres auch nur in der Verlebendigung der Feier der Sonntagsmesse und in der Förderung der eucharistischen Anbetung außerhalb der Heiligen Messe in allen christlichen Gemeinschaften bestünde, hätte dieses Gnadenjahr ein bedeutsames Ergebnis erreicht. Es ist gut, nach hohen Zielen zu streben und sich nicht mit dem Mittelmaß zufriedenzugeben, da wir immer auf Gottes Hilfe zählen können“ (Mane nobiscum Domine, 29).

Die eucharistische Spiritualität

4. Im Apostolischen Schreiben Spiritus et Sponsa anläßlich des 40. Jahrestages der Konstitution über die Heilige Liturgie hat sich der Papst gewünscht, daß sich in der Kirche eine „liturgische Spiritualität“ entwickelt. Hier kommt eine Sicht der Liturgie in den Blick, die unsere Existenz nährt und ihr Richtung gibt, so daß das Leben des Gläubigen zum „Gottesdienst“ wird (vgl. Röm 12,1). Ohne die Pflege der „liturgischen Spiritualität“ wird die Liturgie leicht zu einem reinen „Ritual“, und die Gnade, die aus dieser Feier hervorgeht, bleibt ohne Frucht.

Das gilt in besonderer Weise für die Eucharistie: „Die Kirche lebt von der Eucharistie.“ Die Eucharistiefeier führt tatsächlich dazu hin, in Christus, in der Kirche und aus der Kraft des Heiligen Geistes zu leben. Deswegen ist es wichtig, von der Feier der Eucharistie zur gelebten Eucharistie zu gelangen: vom geglaubten Geheimnis zum erneuerten Leben. Darum enthält diese Handreichung auch ein Kapitel über die Grundlinien eucharistischer Spiritualität. Als Grundlage sind folgende Punkte von besonderer Bedeutung:

  • Die Eucharistie ist culmen et fons, Höhepunkt und Quelle des geistlichen Lebens an sich, unabhängig von den verschiedenen Wegen der Spiritualität.

  • Der regelmäßige Empfang der Eucharistie bestärkt die Übereinstimmung mit der eigenen Berufungsgnade und dem entsprechenden Lebensstand (geweihte Amtsträger, Eheleute und Eltern, gottgeweihte Personen …) und wirft Licht auf die verschiedenen Lebensumstände (Freude und Schmerz, Probleme und Vorhaben, Krankheiten und Prüfungen …).

  • Die Nächstenliebe, die Einheit und die brüderliche Liebe sind Frucht der Eucharistie und machen die Einheit mit Christus im Sakrament sichtbar. Im Stand der Gnade die Nächstenliebe zu leben ist zugleich Bedingung dafür, in Fülle die Eucharistie feiern zu können: Sie ist die „Quelle“ aber auch die „Epiphanie“ der Gemeinschaft (vgl. Mane nobiscum Domine, Kap. III).

  • Die Gegenwart Christi in und unter uns läßt uns im Alltag Zeugnis ablegen und fördert den Aufbau der irdischen Gesellschaft: Die Eucharistie ist Prinzip und Plan der Mission (vgl. Mane nobiscum Domine, Kap. IV).

Maria: Ikone der „eucharistischen“ Kirche

5. „Wenn wir die innige Beziehung, welche die Kirche mit der Eucharistie verbindet, in ihrem ganzen Reichtum wiederentdecken wollen, dürfen wir Maria nicht vergessen, die Mutter und Urbild der Kirche ist.“ Das schreibt Johannes Paul II. im VI. Kapitel der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia und betont die tiefe Beziehung, die zwischen Maria und der Eucharistie besteht und damit auch zwischen Maria und der Kirche, die vom Sakrament des Altares lebt. Die Begegnung mit dem Gott-mit-uns-und-für-uns schließt auch die Jungfrau Maria ein.

Das Jahr der Eucharistie ist eine passende Gelegenheit, diesen Aspekt des Geheimnisses zu betrachten. Um den Sinn der Eucharistiefeier vertieft zu leben, so daß diese Spuren in unserem Leben hinterläßt, gibt es nichts Besseres, als sich von Maria, der „eucharistischen Frau“, „erziehen“ zu lassen.

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, was der Papst in Rosarium Virginis Mariae (Nr. 15) zum Thema „Umgestaltung in Christus mit Maria“ gesagt hat: Sie „versetzt uns ganz natürlich in das Leben Christi und erlaubt uns gleichsam, seine Empfindungen nachzuvollziehen“. Außerdem schreibt der Papst in Ecclesia de Eucharistia, daß uns in der Eucharistiefeier beim Gedächtnis des Todes Christi in gewisser Weise auch Maria geschenkt wird, die der Gekreuzigte der Person des Johannes anvertraut (Siehe deine Mutter: Joh 19,27): „In der Eucharistie das Gedächtnis des Todes Christi zu leben schließt auch ein, immer wieder dieses Geschenk zu empfangen. Das bedeutet, diejenige, die uns jedesmal als Mutter gegeben wird, nach dem Beispiel des Johannes zu uns zu nehmen. Es bedeutet zur gleichen Zeit, daß wir uns dem Anspruch stellen, Christus gleichförmig zu werden, uns daher in die Schule der Mutter zu begeben und uns von ihr begleiten zu lassen. Maria ist mit der Kirche und als Mutter der Kirche in jeder unserer Eucharistiefeiern präsent“ (Ecclesia de Eucharistia, 57).

Alle diese Themen sind es wert, in diesem Jahr besonders betrachtet zu werden (vgl. Mane nobiscum Domine, 31).

Über die Feier der Eucharistie in Gemeinschaft mit Maria und die Fortsetzung der Verehrung Gottes, die in ihr beispielhaft aufleuchtet, beachte man die Collectio Missarum de Beata Maria Virgine, Praenotanda, 12-18.

Die Heiligen: Zeugen eucharistischen Lebens

6. Im Apostolischen Schreiben Novo Millennio ineunte (Nr. 30) lädt der Papst dazu ein, den ganzen pastoralen Weg der Kirche aus der Perspektive der „Heiligkeit“ zu betrachten. Das gilt in besonderer Weise für ein Jahr, das ganz auf die eucharistische Spiritualität gegründet ist. Die Eucharistie heiligt uns, und so kann es keine Heiligkeit geben, die nicht auf einem eucharistischen Leben gründet: „So wird jeder, der mich ißt, durch mich leben“ (Joh 6,57).

Diese Wahrheit wird vom „sensus fidei“ des ganzen Volkes Gottes bezeugt. Aber besonders leuchtet das Paschamysterium Christi im Zeugnis der Heiligen auf. In seiner Enzyklika Ecclesia de Eucharistia schreibt Papst Johannes Paul II.: „Begeben wir uns, meine lieben Brüder und Schwestern, in die Schule der Heiligen, der großen Verkünder der wahren eucharistischen Frömmigkeit. In ihnen erlangt die Theologie der Eucharistie den vollen Glanz des Erlebten, sie ‚steckt uns an‘ und sie ‚erwärmt‘ uns sozusagen“ (Nr. 62). Das gilt für alle Heiligen.

Einige von ihnen haben diese Dimension mit besonderer Tiefe und besonderen Charismen gelebt und ihre Brüder und Schwestern mit ihrer Liebe zur Eucharistie angesteckt (vgl. Mane nobiscum Domine, 31). Es gibt unzählige Beispiele: Vom Heiligen Ignatius von Antiochien zum Heiligen Ambrosius, vom Heiligen Bernhard zum Heiligen Thomas von Aquin, vom Heiligen Paschalis Baylon zum Heiligen Alfons Maria von Liguori, von der Heiligen Katherina von Siena zur Heiligen Theresa von Avila, vom Heiligen Pierre-Julien Eymard zum Heiligen Pater Pio von Pietrelcina, bis hin zu den Märtyrern der Eucharistie der Antike und der Moderne vom Heiligen Tarzisius und dem Heiligen Nikolaus Pieck und Gefährten zum Heiligen Pedro Maldonado.

Das Jahr der Eucharistie bietet eine Gelegenheit, diese Zeugen wiederzuentdecken, sowohl jene die in der ganzen Kirche bekannt sind, als auch jene, die in den Ortskirchen besonders verehrt werden. Es ist wünschenswert, daß sich auch die Theologie für sie interessiert, da das Leben der Heiligen ein bedeutender „locus theologicus“ ist: in den Heiligen „spricht Gott zu uns“ (vgl. Lumen Gentium, 50) und ihre von der Kirche anerkannte geistliche Erfahrung (vgl. Dei Verbum, 8) wirft Licht auf das Geheimnis. Wenn wir in ihrem Licht und auf ihren Spuren voranschreiten, werden wir leichter erreichen, daß dieses Jahr der Gnade reiche Frucht bringt.

2. Liturgische Feiern

7. Die Eucharistie ist Herzstück der sakramentalen Heilsordnung und Höhepunkt der christlichen Initiation. So wirft sie Licht auf alle anderen Sakramente, die auf sie hingeordnet sind. Auch das Rituale sieht vor oder legt sogar fest, daß die Sakramente – mit Ausnahme der Buße – in die Eucharistiefeier eingegliedert werden können oder sollen (vgl. Praenotanda der verschiedenen Ordines; Redemptionis Sacramentum, 75-76).

Ebenfalls kann das Stundengebet in die Eucharistiefeier eingebunden werden (vgl. AES, 93-97).

Auch die Sakramentalien, wie die Abtweihe, die Ordensprofeß, die Jungfrauenweihe, die Verleihung von Diensten durch rechtmäßige Beauftragung oder als außerordentliche Dienste und die Begräbnisfeier finden normalerweise innerhalb einer Messe statt. Ebenso wird die Kirch- und Altarweihe innerhalb einer Messe vollzogen.

In gleicher Weise können andere Segnungen während der Messe vorgenommen werden (vgl. Ordo coronandi imaginem B.M. Virginis; De Benedictionibus, 28).

Wenn es auch Segnungen, Gebete und Andachten gibt, die nicht in der Messe vollzogen werden (vgl. De Benedictionibus, 28; Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 83; Redemptionis Sacramentum, 75-79; Direktorium über die Volksfrömmigkeit, 13, 204), bleibt dennoch kein christliches Gebet ohne Bezug zur Eucharistie; sie ist das höchste Gebet der Kirche und daher für alle Christen unverzichtbar. Die vielfältigen Weisen des persönlichen Gebetes sowie die verschiedenen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit finden ihren eigentliche Sinn darin, auf die Feier der Eucharistie vorzubereiten oder deren Wirkung in den Alltag hineinzutragen.

Als Beispiele wird hier an einige Tage, Zeiten und Arten des Gebets erinnert, die einen Bezug zur Eucharistie haben.

Der Sonntag

8. Der Sonntag ist „Ur-Feiertag“, „Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres“ (SC, 106). „Der Sonntag in der Vollständigkeit seiner Bedeutungen und Implikationen ist in gewissem Maße eine Zusammenfassung des christlichen Lebens und Voraussetzung, es richtig zu leben.“ (Dies Domini, 81).

Der Sonntag ist der Tag des auferstandenen Christus. Daher ist mit ihm das Gedächtnis an das verbunden, was die Grundlage des christlichen Glaubens selbst ist (vgl. 1 Kor 15,14-19). „Wenn der Sonntag der Auferstehungstag ist, so ist er nicht nur das Gedächtnis eines Ereignisses der Vergangenheit: Er ist die Feier der lebendigen Gegenwart des Auferstandenen inmitten der Seinen. Damit diese Gegenwart auf angemessene Weise verkündet und gelebt wird, genügt es nicht, daß die Jünger Christi einzeln beten und im Stillen, im Innersten ihres Herzens des Todes und der Auferstehung Christi gedenken. (…) Es ist daher wichtig, daß sie sich versammeln, um die Identität der Kirche als ekklesía, als vom auferstandenen Herrn zusammengerufene Versammlung, vollgültig zum Ausdruck zu bringen“ (Dies Domini, 31). Die Eucharistiefeier ist das eigentliche Herz des Sonntags.

Die Verbindung zwischen der Erscheinung des Auferstandenen und der Eucharistie wird in der Erzählung von den Emmausjüngern besonders deutlich (vgl. Lk 24,13-35): Von Christus selbst geführt, treten sie schließlich durch das Hören seines Wortes und den Empfang des „gebrochenen Brotes“ tief in sein Geheimnis ein (vgl. Mane nobiscum Domine). Die von Christus vollzogenen Gesten: „Er nahm das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen“ (Lk 24,30), sind die gleichen, die er während des Letzten Abendmahles vollzog und weiterhin durch den Priester in unserer Eucharistiefeier vollzieht.

Der besondere Charakter der Sonntagsmesse und die Wichtigkeit, die sie für das christliche Leben hat, erfordern eine besonders sorgfältige Vorbereitung, damit sie als Epiphanie der Kirche erfahren werden kann (vgl. Dies Domini, 34-36; Ecclesia de Eucharistia, 41; Novo Millennio ineunte, 36) und zu einer freudenvollen und wohlklingenden, einer einbindenden und aktiven Feier wird (vgl. Dies Domini, 50-51).

Daher sollte es eine der ersten Aufgaben in diesem Jahr sein, die Feier der Sonntagsmesse an allen Orten zu beleben. Wenn auch nur das umgesetzt würde, zusammen mit einer vermehrten eucharistischen Anbetung außerhalb der Messe, hätte das Jahr der Eucharistie schon ein gutes Ergebnis erzielt (vgl. Mane nobiscum Domine, 23 und 29).

Die Osternacht und die Osterkommunion

9. Die Osternacht ist das Herz des Kirchenjahres. In ihr ist die Feier der Eucharistie „der Höhepunkt, weil sie im Vollsinn das Ostersakrament ist, das heißt, Gedächtnis des Kreuzesopfers und Gegenwart des auferstandenen Christus, Vollendung der christlichen Initiation und Vorschau auf das ewige Osterfest“ (Rundschreiben über die Feier von Ostern, 90).

Die Osternacht soll ohne Eile gefeiert werden. Vielmehr ist darauf zu achten, daß alle Riten und Worte ihre volle Ausdruckskraft erhalten. Das gilt besonders für die Osterkommunion, den Moment der vollen Teilnahme an dem Geheimnis, das in dieser Nacht gefeiert wird. Die Ortsordinarien sollen in Übereinstimmung mit den bestehenden liturgischen Normen und unter Berücksichtung der entsprechenden Umstände (vgl. Redemptionis Sacramentum, 100-107) dafür sorgen, daß die Fülle der Zeichenhaftigkeit im eucharistischen Gastmahl durch den Empfang der Osterkommunion unter den Gestalten von Brot und Wein zum Ausdruck kommt (vgl. Rundschreiben über die Feier von Ostern, 91 und 92).

Die Osteroktav und die Sonntagsmessen in der Osterzeit sind für die Neugetauften von besonderer Bedeutung (vgl. Ordo initiationis christianae adultorum, 37-40 und 235-239). Es ist außerdem Brauch, daß die Kinder an diesen Sonntagen ihre Erstkommunion feiern (vgl. Rundschreiben über die Feier von Ostern, 103). Darüber hinaus wird empfohlen, den Kranken besonders in der Osteroktav die Kommunion zu bringen (vgl. Rundschreiben über die Feier von Ostern, 104).

Während der Osterzeit sollen die Hirten an das Kirchengebot erinnern, die Kommunion zu empfangen (vgl. CIC, can. 920). Dabei soll beachtet werden, daß dieses Gebot nicht als Minimalforderung angesehen werden darf, sondern als festes und unverzichtbares Fundament der Teilnahme an der Eucharistie, die das ganze Leben prägen und sich wenigstens in der regelmäßigen Sonntagsmesse zeigen soll.

Der Gründonnerstag

10. Der Wert der Chrisammesse ist bekannt. Sie wird traditionell am Gründonnerstag gefeiert. Aus pastoralen Gründen kann sie auch auf einen anderen Tag vorverlegt werden, jedoch immer kurz vor Ostern (vgl. Caeremoniale Episcoporum, 275). Außer den Priestern, die aus den verschiedenen Orten der Diözese zur Konzelebration mit dem Bischof gerufen werden, sollen auch die Laien nachdrücklich zur Teilnahme an dieser Messe eingeladen werden und in ihr das Sakrament der Eucharistie empfangen (vgl. Rundschreiben über die Feier von Ostern, 35).

Um besonders die Priester an das eucharistische Geheimnis des Gründonnerstags zu erinnern, hat Papst Johannes Paul II. vom Beginn seines Pontifikates an einen Brief an die Priester geschickt (im Jahr 2003 die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia).

Die besondere Bedeutung dieses Tages (vgl. Caeremoniale Episcoporum, 97) zeigt sich in den Geheimnissen, derer in der „Abendmahlsmesse“ gedacht wird: Die Einsetzung der Eucharistie, die Einsetzung des Priestertums und das Gebot des Herrn über die Nächstenliebe.

Die entsprechenden liturgischen und pastoralen Anweisungen für die Feier der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags, die eucharistische Prozession nach deren Abschluß und die Anbetung des Allerheiligsten sind im Rundschreiben über die Feier von Ostern und ihre Vorbereitung (Nr. 44-57) und im Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie (Nr. 141) zu finden.

Das Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam)

11. „Die Feier, die von Papst Urban IV. im Jahre 1264 auf die ganze lateinische Kirche aus­gedehnt wurde, war einerseits eine Antwort des Glauben und des Kultes auf häretische Lehren über das Geheimnis der realen Präsenz Christi in der Eucharistie, andererseits war es die Krönung einer glü­henden Verehrung für das erhabene Altarsakrament“ (Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 160).

Das Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnamsfest) hat im Volk Gottes neue Formen der eucharistischen Frömmigkeit inspiriert, die bis in unsere Tage erhalten sind (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 160-163). Darunter ist die Fronleichnamsprozession zu nennen, die die Urform der eucharistischen Prozession ist: Fortsetzung der Eucharistiefeier in einer Art und Weise, in der „das christliche Volk öffentlich seinen Glauben und seine Verehrung gegenüber diesem Sakrament“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 101; vgl. CIC, can. 944) bekundet. „Das Hochfest des Leibes und Blutes Christi mit seiner traditionellen Prozession soll in diesem Jahr mit besonderer Inbrunst begangen werden. Der Glaube an Gott, der in seiner Menschwerdung zum Gefährten auf unserer Reise wurde, soll überall verkündet werden, besonders auf unseren Straßen und in unseren Häusern als Ausdruck unserer dankbaren Liebe und als Quelle unerschöpflichen Segens“ (Mane nobiscum Domine, 18).

Einen deutlichen eucharistischen Akzent kann gegebenenfalls auch die Feier des Hochfestes des Heiligsten Herzens Jesu annehmen.

Eucharistiefeier und Stundengebet

12. „Lob und Danksagungen, das Gedächtnis der Heilsmysterien, Fürbittgebet und Vorschau auf die himmlische Herrlichkeit, wie sie in der Feier der Eucharistie als der ‚Mitte und dem Höhepunkt des ganzen Lebens einer christlichen Gemeinde‘ enthalten sind, werden in der Feier des Stundengebetes auf die verschiedenen Tagesstunden ausgeweitet.

Andererseits führt die Feier des Stundengebetes zur Feier der Eucharistie hin. Es weckt und fördert Glaube, Hoffnung, Liebe, Frömmigkeit und Opfergesinnung, also die notwendigen Voraussetzungen für eine fruchtbare Feier der Eucharistie“ (AES, 12).

In der gemeinsamen Feier, kann man, wenn die Umstände es erlauben, die Messe gemäß den bestehenden Regeln und Normen (vgl. AES, 93-97) mit einem Teil des Stundengebetes – Laudes, kleine Horen, Vesper – verbinden.

Die eucharistische Anbetung

13. Die Aufbewahrung des Leibes Christi für die Krankenkommunion führte die Gläubigen zu dem lobenswerten Brauch, sich im Gebet zu versammeln, um den im Sakrament wirklich gegenwärtigen und im Tabernakel aufbewahrten Christus anzubeten. Die Kirche empfiehlt den Hirten und Gläubigen die Anbetung des Allerheiligsten, da in ihr auf eindrucksvolle Weise die Verbindung zwischen der Feier des Opfers des Herrn und seiner ständigen Gegenwart in der konsekrierten Hostie zum Ausdruck kommt (vgl. Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 79-100; Ecclesia de Eucharistia, 25; Mysterium fidei; Redemptionis Sacramentum, 129-141).

Die Anbetung des Herrn Jesus, lebendig und wahrhaft gegenwärtig im heiligen Sakrament, läßt die Einheit mit ihm wachsen: Sie bereitet eine fruchtbare Feier der Eucharistie vor und erhält die von ihr bewirkten Haltungen.

Die Anbetung kann gemäß der Tradition der Kirche verschiedene Formen annehmen:

- der schlichte Besuch des Allerheiligsten im Tabernakel als eine kurze Begegnung mit Christus, motiviert vom Glauben an seine Gegenwart und bestimmt von stillem Gebet;

- die Anbetung des nach den liturgischen Vorschriften in der Monstranz oder im Ziborium ausgesetzten Allerheiligsten in langer oder kurzer Form;

- die so genannte „Ewige Anbetung“ und die „Vierzigstündige Anbetung“ oder andere Anbetungsformen, die eine ganze Ordensgemeinschaft, eucharistische Vereinigung oder Pfarrgemeinde betreffen; sie sind Gelegenheiten zahlreicher Ausdrucksformen eucharistischer Frömmigkeit. (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 165).

14. Anbetung und Heilige Schrift: „Die Anbetung ist so zu gestalten, daß die Gläubigen mit Gebeten, Gesängen und Anhören der Lesungen ihre volle Aufmerksamkeit auf Christus, den Herrn, richten können. Zur Anregung persönlichen Betens können Texte aus der Heiligen Schrift verlesen werden; dann kann eine Homilie oder kurze Ansprache folgen, die sich auf das eucharistische Geheimnis bezieht. Auch ist es sinnvoll, wenn die Gläubigen durch Gesang auf das Wort Gottes antworten. Zu geeigneter Zeit sollte Stille eintreten“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 95).

15. Anbetung und Stundengebet: „Wenn das heilige Sakrament über längere Zeit auf dem Altar ausgesetzt ist, kann auch das Stundengebet davor verrichtet werden, vor allem die wichtigsten Horen. Im Stundengebet nämlich finden Lob und Danksagung, die Gott in der Eucharistiefeier dargebracht werden, ihre Fortsetzung durch den ganzen Tag und die Bitten der Kirche werden an Christus und durch ihn an den Vater im Namen der ganzen Welt gerichtet“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 96).

16. Anbetung und Rosenkranz: Das Apostolische Schreiben Rosarium Virginis Mariae hat erneut dazu beigetragen, im Rosenkranz mehr als nur ein einfaches marianisches Gebet zu sehen. Es lädt dazu ein, den bedeutenden christologischen Aspekt dieser Gebetsform zu erkennen: Die Geheimnisse Christi mit den Augen und dem Herzen Marias zu betrachten, in Gemeinschaft mit ihr und nach ihrem Beispiel.

Obwohl während der Aussetzung des Allerheiligsten keine anderen frommen Andachten zu Ehren der Jungfrau Maria oder der Heiligen verrichtet werden dürfen (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 165), ist es verständlich, warum das Lehramt den Rosenkranz nicht ausschließt: Das liegt gerade an seiner christologischen Prägung, die hervorgehoben und weiter entwickelt wird. Gerade im Hinblick auf das Jahr der Eucharistie schreibt der Papst: „Selbst der Rosenkranz — verstanden in seiner tiefen biblischen und christozentrischen Bedeutung, die ich im Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae ans Herz gelegt habe — kann ein Weg sein, der für die eucharistische Betrachtung besonders geeignet ist, wird sie doch in Gemeinschaft mit Maria und in der Schule Mariens vollzogen“ (Mane nobiscum Domine, 18; vgl. Redemptionis Sacramentum, 137; Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 165). Deshalb sollen die Elemente, die im dritten Kapitel von Rosarium Virginis Mariae dargelegt werden, in der pastoralen Praxis wiederentdeckt und gefördert werden. Das Hören eines biblischen Textes, die meditative Stille, die Nennung des Geheimnisses nach dem Namen Jesus im Ave Maria, das gesungene Gloria sowie ein passendes an Christus gerichtetes Abschlußgebet auch in Form einer Litanei fördern die kontemplative Dimension, die das Gebet vor dem ausgesetzten oder im Tabernakel gegenwärtigen Allerheiligsten kennzeichnet. Hingegen sind das zu schnelle Beten des Rosenkranzes, das Fehlen von meditativer Stille sowie eine unzureichende christologische Ausrichtung nicht dazu geeignet, die Begegnung mit Christus, der im Altarsakrament gegenwärtig ist, zu fördern.

Die marianische Litanei, die eine selbständige kultische Handlung und nicht notwendigerweise mit dem Rosenkranz verbunden ist (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 203), sollte dann durch eine Litanei, die sich direkt an Christus richtet, ersetzt werden (z.B. Herz-Jesu-Litanei, Litanei vom Blut Christi).

17. Eucharistischer Segen: Prozessionen und eucharistische Anbetungen werden für gewöhnlich, wenn ein Priester oder Diakon anwesend ist, mit dem Segen mit dem Allerheiligsten abgeschlossen. Personen, die zu anderen kirchlichen Diensten oder zur Aussetzung beauftragt sind, stellen das Sakrament nach Abschluß der Anbetung in den Tabernakel zurück (vgl. Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 91).

Weil der eucharistische Segen keine selbständige Form der Verehrung der Eucharistie ist, muß ihm eine kurze Aussetzung sowie eine angemessene Zeit des Gebetes und der Stille vorausgehen. „Die Aussetzung, die keinen anderen Zweck hat, als den Segen zu erteilen, ist verboten“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 89).

Prozessionen mit dem Allerheiligsten

18. Die Prozessionen mit dem Allerheiligsten durch die Straßen unserer Welt hilft den Gläubigen, sich als Volk Gottes zu erkennen, das mit seinem Herrn unterwegs ist und den Glauben an den Gott-mit-uns-und-für-uns bekennt (vgl. Redemptionis Sacramentum, 142-144; Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 162-163). Das gilt besonders für die Fronleichnamsprozession.

Bei den Prozessionen sind die entsprechenden Normen zu beachten, die sicher stellen sollen, daß die Würde und die Achtung vor dem Allerheiligsten gewahrt werden und die Ausschmückung des Weges, die Ehrung durch Blumen, die Gesänge und Gebete ein Ausdruck des Glaubens und ein Lob des Herrn sind (vgl. Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 101-108).

Eucharistische Kongresse

19. Die Eucharistischen Kongresse sind Zeichen des Glaubens und der Nächstenliebe und ein ganz besonderer Ausdruck der Verehrung der Eucharistie. Sie sind „als ‚statio‘ zu verstehen, zu der eine Gemeinschaft die ganze Ortskirche, eine Ortskirche die Kirchen einer Region oder Nation, ja sogar Kirchen aus der ganzen Welt einlädt. Sinn dieser Kongresse ist das Bemühen, unter gewissen Gesichtspunkten das Geheimnis der Heiligen Eucharistie tiefer zu erfassen und unter dem Zeichen der Liebe und Einheit öffentlich zu bekennen“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 109).

Um ein gutes Gelingen des Kongresses zu gewährleisten, sollen die Anweisungen zur Vorbereitung und Durchführung in Kommunionspendung und Eucharistieverehrung (110-112) beachtet werden.

3. Grundlinien Eucharistischer Spiritualität

20. Die Behandlung des Themas der eucharistischen Spiritualität würde wesentlich mehr erfordern, als in diesen Seiten dargelegt werden kann. Deshalb sollen hier nur einige Grundlinien aufgezeigt werden im Vertrauen darauf, daß die Ortskirchen sie aufgreifen und ihrerseits Anregungen und inhaltliche Ergänzungen für spezifische katechetische und andere Bildungsprogramme vorlegen. Die Eucharistie soll nicht nur in ihrer liturgischen Dimension verstanden werden, sondern auch als eine Lebensaufgabe und Grundlage einer wirklichen „eucharistischen Spiritualität“.

Das Jahr der Eucharistie lädt dazu ein, über die rein liturgischen Aspekte hinauszublicken. Gerade weil die Eucharistie das Herz des christlichen Leben ist, endet sie nicht im Kirchengebäude, sondern soll in das Leben der Teilnehmer hineinwirken. Das Sakrament des Leibes Christi ist auf den Aufbau des Leibes Christi, der die Kirche ist, ausgerichtet. Die inneren eucharistischen Einstellungen, die in der Meßfeier geformt werden, sollen je nach Berufung und Lebensstand im geistlichen Leben gepflegt werden. Die Eucharistie ist wahrlich die wesentliche Nahrung für alle, die an Christus glauben, ohne Unterschied von Alter und Umständen.

Die Überlegungen, die hier angeboten werden, enthalten einige Grundgedanken, die auf aus dem lateinischen Meßbuch entnommenen Texten der Liturgie gründen. Damit soll unterstrichen werden, daß die liturgische Spiritualität in den Zeichen, Riten und Worten der Meßfeier verankert ist und aus ihnen eine sichere und reiche Nahrung schöpft.

21. Hören des Wortes

Am Ende der Lesung aus der Heiligen Schrift sagen wir Verbum Domini – Wort des lebendigen Gottes! Das erinnert an die Wichtigkeit dessen, was aus dem Mund Gottes hervorkommt. Wir erfahren den Text nicht als „fremd“, wenn auch inspiriert, sondern als lebendiges Wort, mit dem Gott uns anspricht: Wir befinden uns im „Gespräch Gottes mit seinem Volk, ein[em] Gespräch, in dem diesem die Heilswunder verkündet und immer wieder die Ansprüche des Bundes vor Augen gestellt werden“ (Dies Domini, 41).

Der Wortgottesdienst ist ein konstitutiver Teil der Eucharistiefeier (vgl. SC, 56; Dies Domini, 39-41). Wir versammeln uns zur Liturgie, um zu hören, was der Herr uns zu sagen hat: allen und jedem einzelnen. Er spricht hier und jetzt, und wir hören ihn im Glauben und wissen, daß er allein Worte des ewigen Lebens hat und daß seine Worte Licht auf unserem Weg sind.

An der Eucharistie teilnehmen heißt, auf den Herrn zu hören, um das umzusetzen, was er uns sagt, worum er uns bittet und was er von unserem Leben erwartet. Die Frucht des Hörens auf Gott, der zu uns spricht, wenn in der Kirche aus der Heiligen Schrift gelesen wird (vgl. SC, 7), reift im Alltagsleben (vgl. Mane nobiscum Domine, 13).

Die Haltung des Hörens steht am Beginn des geistlichen Lebens. An Christus glauben bedeutet sein Wort hören und es umsetzen. Das erfordert von uns, daß wir der Stimme des Heiligen Geistes, des inneren Lehrmeisters, folgen, der uns in die ganze Wahrheit einführt, also nicht nur in die Wahrheit der Erkenntnis, sondern auch in die Wahrheit des Handelns.

Um wirklich die Stimme des Herrn im Wortgottesdienst zu vernehmen, müssen wir mit dem Herzen hören. Darauf bereitet die persönliche Schriftlesung vor, für die feste Zeiten und Gelegenheiten gefunden werden sollen, so daß sie nicht auf zufällig freie Zeiten beschränkt bleibt. Damit das in der Messe Gehörte nicht beim Verlassen der Kirche aus Geist und Herz entschwindet, empfiehlt es sich das Hören auf Gott, der auch durch die Umstände des Alltags auf vielfältige Weise zu uns spricht, fortzusetzen.

22. Umkehr

Agnoscamus peccata nostra ut apti simus ad sacra mysteria celebranda.

Kyrie eleison, Christe eleison
Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris, qui tollis peccata mundi, miserere nobis
Agnus Dei qui tollis peccata mundi: miserere nobis
Domine non sum dignus ut intres…

Wie aus den zitierten Texten hervorgeht, gehört zur Eucharistiefeier auch die Umkehr. Wir finden sie nicht nur im anfänglichen Schuldbekenntnis in den verschiedenen Formen der Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit, sondern auch in der an Christus gerichteten Bitte im Gloria, im Agnus Dei beim Brechen des Brotes sowie im Gebet, das wir vor dem Empfang der Kommunion an den Herrn richten.

Die Eucharistie fördert die Umkehr und reinigt das Herz des reuigen Sünders, der sich seiner eigenen Schwäche bewußt ist und nach Gottes Vergebung verlangt. Dennoch ersetzt sie nicht die sakramentale Beichte, die für die schweren Sünde der einzige ordentliche Weg zur Versöhnung mit Gott und der Kirche ist.

Diese Geisteshaltung sollen wir auch im Alltag beibehalten, besonders indem wir durch die Erforschung unseres Gewissens zu erkennen suchen, ob unsere Gedanken, Worte, Werke und Unterlassungen dem Evangelium Christi entsprechen.

Sind wir uns unserer Schwäche klar bewußt, dann befreit uns das von Selbstgefälligkeit, bewahrt uns in der Wahrheit vor Gott, treibt uns an, die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu verkünden, zeigt uns den Weg, der vor uns liegt, und führt uns zum Bußsakrament. Es macht uns auch offen für das Lob und die Danksagung. Es hilft uns, dem Nächsten gegenüber wohlwollend zu sein, ihm in seiner Schwäche zu helfen und ihm zu vergeben. Die Ermahnung Jesu, sich mit dem Bruder zu versöhnen, bevor man die Gabe zum Altar bringt (vgl. Mt 5,23-24), und der Aufruf des Paulus, vor der Teilname an der Eucharistie das Gewissen zu prüfen (Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken: 1 Kor 11,28) sollen ernst genommen werden. Ohne das Bemühen um diese Geisteshaltung wird eine tiefe Dimension der Eucharistie vernachlässigt.

23. Gedächtnis

Memores igitur, Domine, eiusdem Filii tui salutiferae passionis necnon mirabilis resurrectionis et ascensionis in caelum (Drittes Hochgebet)

„Die Christen feiern von Anfang an die Eucharistie, und zwar in einer Form, die sich trotz aller Verschiedenheit der Zeiten und der Liturgien im wesentlichen nicht geändert hat. Sie tun dies, weil sie sich durch den Auftrag verpflichtet fühlen, den der Herr am Abend vor seinem Leiden gegeben hat: ,Tut dies zu meinem Gedächtnis!‘ (1 Kor 11, 24-25)“ (KKK, 1356).

Die Eucharistie ist in einem besonderen Sinn „Gedächtnis“ des Todes und der Auferstehung des Herrn. Wenn die Kirche die Eucharistie feiert, begeht sie das Gedächtnis Christi, seiner Taten und Worte, seiner Menschwerdung, seines Todes, seiner Auferstehung und Himmelfahrt. In ihm gedenkt sie der gesamten Heilsgeschichte, die bereits im Alten Bund vorgezeichnet war.

Sie gedenkt all dessen, was Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – für die gesamte Menschheit getan hat, von der Schöpfung bis zur „Neuschöpfung“ in Christus, in der Erwartung seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten, damit alles in ihm erneuert wird.

Das eucharistische „Gedächtnis“ geht von der Eucharistiefeier auf unsere Leben über und erinnert uns an alle Gaben, die wir von Gott in Christus empfangen haben. Das führt zu einem Leben in Dankbarkeit, im Blick auf das „Geschenk“, das wir erhalten haben, und zugleich auf die „Verantwortung“, die es mit sich bringt.

Die Erinnerung an das, was Gott für uns getan hat und tut, nährt unseren geistlichen Weg. Das Vaterunser ruft uns ins Gedächtnis, daß wir Kinder des Vaters im Himmel sind, Brüder und Schwestern Christi, bezeichnet mit dem Heiligen Geist, der in unsere Herzen ausgegossen ist.

Die Erinnerung an die Gaben der Natur (das Leben, die Gesundheit, die Familie …) belebt die Dankbarkeit und fordert dazu auf, diese Gaben zu schätzen.

Die Erinnerung an die Gaben der Gnade (die Taufe und die anderen Sakramente; die christlichen Tugenden …) beleben neben der Dankbarkeit auch das Bemühen, diese Talente nicht zu vergeuden, sondern sie Frucht bringen zu lassen.

24. Opfer

Hoc est Corpus meum. Hic est calix Sanguinis mei novi et aeterni testamenti
Te igitur, clementissime Pater, per Iesum Christum, Filium tuum, Dominum nostrum, supplices rogamus ac petimus, uti accepta habeas et benedicas haec dona, haec munera, haec sancta sacrificia illibata.
Memento, Domine, … omnium circustantium, quorum tibi fides cognita est et nota devotio, pro quibus tibi offerimus: vel qui tibi offerunt hoc sacrificium laudis.
Hanc igitur oblationem servitutis nostrae, sed et cunctae familiae tuae (Erstes Hochgebet)

Offerimus tibi, gratias referentes, hoc sacrificium vivum et sanctum (Drittes Hochgebet)

Die Eucharistie ist das Sakrament des Opfers Christi am Kreuz. Vom Beginn der Menschwerdung im Schoß der Jungfrau Maria bis zum letzten Atemzug am Kreuz ist das Leben Jesu ein ununterbrochenes Opfer, eine beständige Hingabe an den Willen des Vaters. Der Höhepunkt ist das Opfer Jesu auf Kalvaria: „Sooft das Kreuzesopfer, in dem ‚Christus, unser Osterlamm, geopfert wurde‘ (1 Kor 5,7), auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sich das Werk unserer Erlösung“ (Lumen Gentium, 3; KKK, 1364).

Dieses einzige und ewige Opfer wird im Sakrament des Altares dargebracht und wirklich gegenwärtig. „Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer“ (KKK, 1367).

Mit diesem vereint die Kirche ihr Opfer, um in Christus ein Leib und ein Geist zu werden. Sichtbares Zeichen dafür ist der Empfang der Kommunion (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 11-16). An der Eucharistie teilzunehmen, dem Evangelium, das wir hören, zu gehorchen, den Leib des Herrn zu essen und sein Blut zu trinken bedeutet, aus unserem Leben ein Gott wohlgefälliges Opfer zu machen: durch Christus, mit Christus und in Christus.

Wie die liturgische Feier der Eucharistie auf das Opfer gegründet ist, das Christus in seinem irdischen Leben ein für allemal dargebracht hat (vgl. Hebr 5,7-9), und es sakramental vergegenwärtigt, so soll unsere Teilnahme an dieser Feier die Opfergabe unseres Lebens einschließen. In der Eucharistie bringt die Kirche das Opfer Christi dar und opfert sich mit ihm (vgl. SC 48; AERM, 79f; Ecclesia de Eucharistia, 13).

Der Opfercharakter der Eucharistie fordert unser Leben heraus und führt zur Spiritualität des Opfers, der Selbsthingabe, der Selbstlosigkeit und der Hingabe, die ein christliches Leben erfordert.

Brot und Wein, die wir zum Altar bringen, drücken unser eigenes Leben aus: das Leiden und das Bemühen, wie Christus und nach dem Gebot, das er seinen Jüngern gegeben hat, zu leben.

Der Empfang des Leibes und Blutes Christi drückt unser „Hier bin ich“ aus, durch das wir Christus in uns denken, sprechen und handeln lassen.

Die eucharistische Spiritualität des Opfers soll unseren Alltag durchdringen: Die Arbeit, die Beziehungen, die verschiedenen Tätigkeiten; das Bemühen, die Berufung als Eheleute, Eltern und Kindern zu leben; die Hingabe an ihr Weiheamt für die Bischöfe, Priester und Diakone; das Zeugnis der geweihten Personen; der christliche Sinn des physischen Schmerzes und des seelischen Leidens; die Verantwortung, in den verschiedenen Bereichen die irdische Gesellschaft nach den Werten das Evangeliums aufzubauen.

25. Danksagung

Vere dignum et iustum est, aequum et salutare,
nos semper et ubique gratias agere

Am Abend vor seinem Leiden, in der Nacht, da er das Sakrament seines Kreuzesopfers einsetzte, nahm Jesus das Brot und sagte Dank, brach es und reichte es seinen Jüngern … Diese Danksagung Jesu lebt in jeder Eucharistiefeier auf.

Das Wort „Eucharistie“ bedeutet von seinem griechischen Ursprung her Danksagung (vgl. KKK, 1328). Diese Dimension wird auch im Dialog, der das eucharistische Hochgebet einleitet, deutlich: Auf die Einladung des Priesters „Lasset uns danken dem Herrn, unserem Gott“, antworten die Gläubigen: „Das ist würdig und recht“. Der Anfang des Hochgebetes ist immer durch eine Formulierung geprägt, die den Sinn der Gebetsversammlung ausdrückt: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, heiliger Vater, immer und überall zu danken …“.

Diese festen Gebetstexte sagen aus, was wir in der Eucharistiefeier vollziehen, und drücken zugleich eine Geisteshaltung aus, die in denen, die in Christus neu geboren wurden, nicht fehlen sollte: Danken soll gerade der, der sich selbstlos geliebt und erneuert weiß und sich der empfangenen Vergebung bewußt ist. Es ist würdig und recht, Gott immer (Zeit) und überall (Ort) zu danken.

Hieraus ergibt sich die Spiritualität der Dankbarkeit für die von Gott erhaltenen Gaben (das Leben, die Gesundheit, die Familie, die Berufung, die Taufe usw.).

Gott sollen wir aber nicht nur zu den großen Gelegenheiten danken, sondern „immer“: Die Heiligen haben Gott in der Prüfung gedankt, in der Stunde des Martyriums (der Heilige Cyprian befahl den Seinen, seinem Peiniger 25 Goldstücke zu geben: Akte über das Martyrium, 3-6, Lesehore vom 16. September), für die Gnade des Kreuzes … Für den, der den eucharistischen Geist lebt, wird jeder Lebensumstand eine geeignete Gelegenheit, um Gott zu danken (vgl. Mane nobiscum Domine, 26).

„Immer und überall“ danken: In unserer alltäglichen Umgebung, zu Hause, am Arbeitsplatz, im Krankenhaus, in der Schule …

Die Eucharistie erzieht uns auch dazu, unseren Dank mit der Danksagung aller, die auf der ganzen Welt an Christus glauben, und auch mit dem Dank Christi zu vereinen.

26. Gegenwart Christi

Dominus vobiscum

Gloria tibi, Domine
Laus tibi, Christe
Mortem tuam annuntiamus, Domine, et tuam resurrectionem confitemur, donec venias

Ecce Agnus Dei … Domine, non sum dignus …

„Bei der Feier der Messe werden die hauptsächlichen Weisen, in denen Christus in seiner Kirche gegenwärtig ist, stufenweise sichtbar: Zunächst ist er gegenwärtig schon in der Gemeinde der Gläubigen, die in seinem Namen zusammenkommen; dann in seinem Wort, wenn die Schrift in der Kirche gelesen und ausgelegt wird; ebenso in der Person des Priesters; schließlich vor allem unter den eucharistischen Gestalten: In der Tat ist Christus im Sakrament der Eucharistie auf eine einzigartige Weise zugegen, ganz und unversehrt, als Gott und Mensch, wesenhaft und dauernd. Diese Gegenwart Christi unter den konsekrierten Gestalten von Brot und Wein ‚wird wirklich genannt, nicht in ausschließlichem Sinn, als ob die anderen Gegenwartsweisen nicht wirklich wären, sondern in hervorhebendem Sinn‘ (Mysterium fidei, 39)“ (Kommunionspendung und Eucharistieverehrung, 6).

„Insbesondere ist es notwendig, sowohl in der Feier der Messe als auch im eucharistischen Kult außerhalb der Messe das lebendige Bewußtsein der realen Gegenwart Christi zu pflegen, indem Sorgfalt darauf verwendet wird, diese Gegenwart mit dem Ton der Stimme, den Gesten, den Bewegungen, mit der Gesamtheit des Verhaltens zu bezeugen“ (Mane nobiscum Domine, 18).
Ein Sakrament ist sichtbares Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit und enthält, was es bezeichnet. Die Eucharistie ist zunächst einmal opus Dei: der Herr spricht und wirkt jetzt, hier, für uns, mit der Kraft des Geistes (vgl. KKK, 1373). Wir bringen den Glauben an seine wirkliche Gegenwart zum Ausdruck, indem wir ihn direkt ansprechen, zum Beispiel nach Evangelium: Lob sei dir, Christus; oder vor dem Empfang der Kommunion: Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

Die Eucharistiefeier sollte uns dazu führen, wie die Apostel nach der Begegnung mit dem Auferstandenen auszurufen: „Wir haben den Herrn gesehen!“ (Joh 20,25). Der Empfang des Leibes und Blutes Christi ist Gemeinschaft mit dem Auferstanden, Arznei der Unsterblichkeit, Unterpfand der künftigen Herrlichkeit.

Die Gegenwart, die Wärme und das Licht des Gott-mit-uns soll in uns bleiben und unser ganzes Leben durchdringen. Die Vereinigung mit Christus in der Kommunion hilft uns, die Zeichen der göttlichen Gegenwart in der Welt zu „sehen“ und sie denen zu „zeigen“, denen wir begegnen.

27. Gemeinschaft und Nächstenliebe

Una voce dicentes
Concede, ut, qui Corpore et Sanguine Filii tui reficimur, Spiritu eius Sancto repleti, unum corpus et unus spiritus inveniamur in Christo (Drittes Hochgebet).

„Populo congregato“: mit diesen Worten beginnt der Ordo Missae. Das Kreuzzeichen am Anfang der Messe zeigt, daß die Kirche das im Namen der Dreifaltigkeit versammelte Volk ist.

Wenn alle an einem Ort zusammenkommen, um die Heiligen Geheimnisse zu feiern, antworten sie damit auf den Ruf des Vaters an seine Kinder, die er durch Christus an sich ziehen möchte, in der Liebe des Heiligen Geistes.

Die Eucharistie ist keine Privathandlung, sondern das Wirken Christi, der die Kirche allezeit durch ein unauflösliches Band bräutlicher Liebe mit sich vereint (vgl. Mane nobiscum Domine, Kap. III).

Im Wortgottesdienst hören wir das Wort Gottes selbst, die Quelle der Einheit zwischen all denen, die danach leben.

In der Eucharistiefeier bringen wir in Brot und Wein die Gabe unseres Lebens dar: es ist die „gemeinsame“ Gabe der Kirche, die sich in den Heiligen Geheimnissen bereit macht, in die Gemeinschaft mit Christus einzutreten.

Kraft des Wirkens des Heiligen Geistes wird in der Gabe der Kirche das Opfer Christi gegenwärtig („Schau gütig auf die Gabe deiner Kirche. Denn sie stellt dir das Lamm vor Augen, das geopfert wurde und uns nach deinem Willen mit dir versöhnt hat“): ein Opfer im Geiste, das dem Vater wohlgefällt, durch Christus, mit Christus und in Christus. Ausdruck für die Frucht dieser Vereinigung mit dem „lebendigen und heiligen Opfer“ ist der Kommunionempfang: „Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus“ (Drittes Hochgebet).

Hier ist die nie versiegende Quelle der kirchlichen Gemeinschaft, die vom Heiligen Johannes im Gleichnis von der Rebe und vom Weinstock und vom Heiligen Paulus im Bild des Leibes dargestellt wird. Die Eucharistie bringt die Kirche hervor (vgl. Ecclesia de Eucharistia), erfüllt sie mit der Liebe Gottes und spornt sie selbst zur Liebe an. Die Eucharistie verpflichtet uns zur Solidarität und zum Teilen. Das kommt zum Ausdruck, wenn wir mit Brot und Wein auch einen Geldbeitrag oder andere Gaben für die Armen darbringen. In dieser Hinsicht hat der Heilige Vater eine eindringliche Einladung ausgesprochen: „Warum sollte dieses Jahr der Eucharistie nicht ein Zeitraum sein, in dem die Diözesen und Pfarrgemeinden sich in besonderer Weise dafür einsetzen, daß jeder der vielen Armutserscheinungen in unserer Welt mit brüderlicher Anstrengung begegnet wird?“ (Mane nobiscum Domine, 28).

Das liturgische Gebet ist, obwohl es jeden einzelnen Teilnehmer miteinbezieht, immer im Plural formuliert („wir“): es ist die Stimme der Braut, die Lob und Fürbitte vorbringt, una voce dicentes.

Auch die Körperhaltungen der Mitfeiernden zeigen die Gemeinschaft unter den Gliedern des einen Leibes. „Die einheitliche Körperhaltung, welche von allen Teilnehmern einzuhalten ist, gilt als Zeichen der Einheit unter den Gliedern der christlichen Gemeinschaft, die sich zur Feier der Liturgie versammelt hat; sie drückt die geistige Haltung und Einstellung der Teilnehmer aus und fördert sie“ (AERM, 42).

Der Friedensgruß vor der Kommunion (oder im ambrosianischen Ritus vor dem Darbringen der Gaben auf dem Altar) ist Ausdruck der „kirchlichen Gemeinschaft“, die notwendig ist, um in die sakramentale Gemeinschaft mit Christus einzutreten. Die Frucht der Kommunion ist der Aufbau der Kirche, welche ein sichtbares Abbild der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit ist (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 34).

Daraus entsteht die Spiritualität der Gemeinschaft (vgl. Novo Millennio ineunte, 43-45), die von der Eucharistie verlangt und zugleich durch die Eucharistiefeier geweckt wird (vgl. Mane nobiscum Domine, 20-21).

Die Teilnahme an der Eucharistie formt, reinigt und nährt die Gemeinschaft der Eheleute.

Die Eucharistie bestärkt den Dienst der Hirten der Kirche und die Fügsamkeit der Gläubigen gegenüber ihrem Lehramt.

Die Teilhabe an der Eucharistie besiegelt für die Gläubigen, die krank sind, die Teilhabe an den Leiden Christi.

Der Kommunionempfang krönt nach unseren „Verirrungen“ die sakramentale Versöhnung.

Das Heilige Geheimnis der Eucharistie bewahrt die Gemeinschaft zwischen verschiedenen Charismen, Funktionen, Diensten, Gruppen und Bewegungen innerhalb der Kirche.

Die Teilnahme an der einen Eucharistiefeier drückt die Einheit zwischen den Gläubigen einer Pfarrei aus, die an verschiedenen Aktivitäten, Diensten und Gruppen teilnehmen.

Das Sakrament des Gott-mit-uns-und-für-uns fördert das Knüpfen von Banden des Friedens, des Verständnisses und der Eintracht in unserer irdischen Gesellschaft.

28. Stille

Quiesce in Domino et exspecta eum (Ps 37,7)

Im Rhythmus der Feier bedarf es der Stille für die Sammlung, die Verinnerlichung und das stille Gebet (vgl. Mane nobiscum Domine, 18). Sie ist nicht Leere oder Abwesenheit, sondern Gegenwart, Aufnahmefähigkeit und Antwort gegenüber Gott, der hier und jetzt zu uns spricht und hier und jetzt durch uns wirkt. „Sei still vor dem Herrn“, erinnert uns Psalm 37,7.

Das Gebet entfaltet sich aus der Stille heraus in den verschiedenen Formen des Lobes, der Fürbitte, des Aufschreis, der Klage und des Dankes.

Neben anderen Zeiten ist die Stille in der Eucharistiefeier nach dem Hören des Wortes Gottes (vgl. Ordo Lectionum Missae, 28; AERM 128, 130, 136) und vor allem nach dem Empfang des Leibes und des Blutes Christi (vgl. AERM,164) von besonderer Bedeutung.

Diese Zeiten der Stille setzen sich in gewissem Sinne außerhalb der Meßfeier fort, wenn wir in Anbetung, Gebet und Betrachtung vor dem Allerheiligsten gesammelt ausharren.

Ist nicht vielleicht sogar das Schweigen in der monastischen Tradition und in Exerzitien und Einkehrtagen eine Verlängerung jener Momente der Stille, die zur Eucharistiefeier gehören, damit die Gegenwart des Herrn in uns Wurzel schlagen und Frucht bringen kann?

Wir müssen von der liturgischen Erfahrung der Stille (vgl. Apostolisches Schreiben Spiritus et Sponsa, 13) zu einer „Spiritualität“ des Schweigens, zur kontemplativen Dimension des Lebens gelangen. Wenn das Wort nicht in der Stille verankert ist, kann es verkümmern oder sich in Lärm und sogar Betäubung verwandeln.

29. Anbetung

Procidebant ante sedentem in trono et adorabant viventem in saecula saeculorum (Offb 4,10)

Die Körperhaltungen, die wir während der Eucharistiefeier einnehmen – Stehen, Sitzen, Knien – verweisen auf die inneren Haltungen des Herzens. Die betende Gemeinde drückt sich in verschiedensten Formen aus.

Das Stehen ist Ausdruck der Freiheit der Söhne und Töchter, die uns der auferstandene Christus schenkt, der uns aus der Knechtschaft der Sünde befreit und wieder aufgerichtet hat. Das Sitzen drückt die Aufnahmebereitschaft des Herzens Marias aus, die Jesus zu Füßen saß und sein Wort hörte; das Knien oder die tiefe Verbeugung drückt aus, daß wir uns klein machen vor dem Höchsten, vor dem Herrn (vgl. Phil 2,10).

Die Kniebeuge vor der Eucharistie, wie sie der Priester und die Gläubigen machen (vgl. AERM, 43), drückt den Glauben an die wirkliche Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus im Altarsakrament aus (vgl. KKK, 1387).

Wenn wir in den heiligen Zeichen hier auf Erden die Liturgie, die im Heiligtum des Himmels gefeiert wird, wiedergeben, tun wir es den Ältesten gleich: sie „werfen sich […] vor dem, der auf dem Thron sitzt, nieder und beten ihn an, der in alle Ewigkeit lebt.“ (Offb 4,10).

Wenn wir in der Eucharistiefeier den Gott-mit-uns-und-für-uns anbeten, muß sich diese Geisteshaltung auch in unserem Handeln und Denken fortsetzen und sichtbar werden. In der Sorge um die Angelegenheiten dieser Welt lauert immer die Gefahr, daß wir die Knie vor Götzen und nicht mehr vor Gott allein beugen.

Die Worte, mit denen Jesus auf die götzdienerischen Vorschläge des Teufels in der Wüste antwortet, müssen in unserem täglichen Reden, Denken und Handeln Widerhall finden: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4,10).

Die Knie zu beugen vor der Eucharistie, in Anbetung des Lammes, das uns erlaubt, mit ihm das Paschamahl zu feiern, lehrt uns, uns nicht vor den Götzen niederzuwerfen, die von Menschenhand errichtet wurden, und es hilft uns, treu, ergeben und ehrfurchtsvoll dem zu gehorchen, den wir als den einzigen Herrn der Kirche und der Welt bekennen.

30. Freude

Et ideo, choris angelicis sociati,
te laudamus in gaudio confitentes: Sanctus

Propter quod caelestia tibi atque terrestria
canticum novum concinunt adorando … (Präfation von der Heiligen Eucharistie II)

„Von ihrem Wesen her ist die christliche Freude Teilhabe an der unergründlichen, zugleich göttlichen und menschlichen Freude im Herzen des verherrlichten Christus“ (Gaudete in Domino, II.), und diese Teilhabe an der Freude des Herrn „kann nicht von der Feier des Mysteriums der Eucharistie getrennt werden“ (ebd., IV.), in besonderer Weise von der Eucharistie, die am dies Domini gefeiert wird.

„Der festliche Charakter der sonntäglichen Eucharistiefeier bringt die Freude zum Ausdruck, die Christus seiner Kirche durch das Geschenk des Geistes übermittelt. Die Freude ist ja eine der Früchte des Heiligen Geistes (vgl. Röm 14,17; Gal 5,22)“ (Dies Domini, 56).

Verschiedene Elemente unterstreichen in der Messe die Freude über die Begegnung mit Christus und mit den Brüdern und Schwestern, sei es im Wort (man denke an das Gloria und an die Präfation), sei es in den Gesten und in der festlichen Atmosphäre (in der einladenden Begrüßung, im Blumenschmuck und in der angemessenen musikalischen Begleitung, soweit es die liturgischen Zeiten erlauben).

Die Freude im Herzen zeigt sich auch im Gesang, der nicht nur eine äußerliche Verschönerung der Eucharistiefeier darstellt (vgl. AERM, 39; Dies Domini, 50; Schreiben zum 100. Jahrestag des „Motu Proprio Tra le sollecitudini“ über die sakrale Musik).

Die himmlischen Scharen, mit denen sich die eucharistische Gemeinschaft vereinigt, wenn sie die Heiligen Geheimnisse feiert, singt mit Freude das Lob des Lammes, das geopfert wurde und auf ewig lebt; denn bei ihm gibt es keine Trauer, kein Weinen und kein Klagen mehr.

Das „Singen der Messe“ – und nicht nur während der Messe – erlaubt uns zu erfahren, daß unser Herr Jesus Christus kommt, um in Gemeinschaft mit uns zu treten, „damit seine Freude in uns ist und damit unsere Freude vollkommen wird“ (vgl. Joh 15,11; 16,24; 17,13). Deine Gegenwart, oh Herr, wird uns mit Freude erfüllen!

Die Freude der Eucharistiefeier dehnt sich auf den Sonntag aus und lehrt uns, uns allezeit im Herrn zu freuen, die Freude der brüderlichen Begegnung und der Freundschaft zu erfahren und die Freude, die uns geschenkt wurde, mit anderen zu teilen (vgl. Dies Domini, 55-58).

Es wäre widersinnig, wenn sich jemand, der an der Eucharistie teilnimmt, von der Traurigkeit beherrschen ließe. Die christliche Freude ist nicht blind für Leid, Sorge und Schmerz; das wäre naiv und lächerlich. Aber sie lehrt uns, in den Tränen des Säens die Freude der Ernte zu entdecken. Im Leiden des Karfreitags läßt sie uns schon die Freude des Ostermorgens erwarten.

Die Eucharistie lehrt uns, uns zusammen mit den anderen zu freuen, und die Freude, die uns geschenkt wurde, nicht nur für uns zu behalten. Der Gott-mit-uns-und-für-uns prägt unserer Traurigkeit, unseren Schmerzen und uns selber, wenn wir leiden, das Siegel seiner Gegenwart auf. Er ruft uns in die Gemeinschaft mit ihm und tröstet uns in all unseren Nöten, damit auch wir diejenigen trösten können, die sich in irgendeiner Art von Not befinden (vgl. 2 Kor 1,4).

31. Sendung

Oratio universalis
„Vere Sanctus es, Domine,
… quia per Filium tuum,…
Spiritus Sancti operante virtute,
… populum tibi congregare non desinis,
ut a solis ortu usque ad occasum
oblatio munda offeratur nomini tuo“ (Drittes Hochgebet)

Benedicat vos omnipotens Deus … Ite, missa est

Die Kirche, die aus Gläubigen jeder Sprache, jedes Volkes und jeder Nation besteht, ist aus der Sendung hervorgegangen, die Christus den Aposteln anvertraut hat, und steht für alle Zeiten unter diesem Sendungsauftrag (vgl. Mt 28,16-20). „Deshalb gewinnt die Kirche aus der immerwährenden Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers in der Eucharistie und aus der Gemeinschaft mit dem Leib und dem Blut Christi die notwendige geistliche Kraft, um ihre Sendung zu erfüllen. So stellt sich die Eucharistie als Quelle und zugleich als Höhepunkt der ganzen Evangelisation dar, da ihr Ziel die Gemeinschaft der Menschen mit Christus und in ihm mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist ist“ (Ecclesia de Eucharistia, 22).

In den Fürbitten, im Hochgebet und in den Gebeten der Messen für verschiedene Anliegen umfaßt das Gebet der Kirche, die die Heiligen Geheimnisse feiert, die ganze Welt, die Freuden und Leiden der Menschheit, die Nöte und den Hilferuf der Armen, die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden, die die ganze Welt erfüllt (vgl. Mane nobiscum Domine, 27-28).

Die Entlassung, mit der die Eucharistiefeier schließt, ist nicht einfach die Mitteilung des Endes der liturgischen Handlung: der Segen, der der Entlassung vorausgeht, und vor allem die feierlichen Schlußsegen erinnern uns daran, daß wir aus der Kirche mit dem Auftrag hinausgehen, vor der Welt Zeugnis dafür zu geben, daß wir „Christen“ sind. Daran erinnert Johannes Paul II.: „Die Entlassung am Schluß jeder Messe stellt einen Auftrag dar, welcher den Christen zum Einsatz für die Verbreitung des Evangeliums und die christliche Beseelung der Gesellschaft drängt“ (Mane nobiscum Domine, 24) Das vierte Kapitel des apostolischen Schreibens Mane nobiscum Domine handelt genau von der „Eucharistie als Prinzip und Plan der ‚Mission‘“.

Die Begegnung mit Christus ist ein Talent, das nicht vergraben werden darf, sondern in Wort und Tat Frucht bringen soll. Die Evangelisierung und das missionarische Zeugnis gehen wie Zentrifugalkräfte vom eucharistischen Mahl aus (vgl. Dies Domini, 45). Die Sendung besteht darin, Christus in glaubwürdiger Weise in das alltägliche Umfeld, in die Arbeit, in die Mühe und in das Leiden hineinzutragen, damit der Geist des Evangeliums Sauerteig der Geschichte wird und aus ihm „Baupläne“ für zwischenmenschliche Beziehungen hervorgehen, die von Solidarität und Frieden geprägt sind. „Könnte die Kirche also ihre Berufung erfüllen, ohne eine ständige Beziehung zur Eucharistie zu pflegen, ohne sich von dieser heiligmachenden Speise zu nähren, ohne sich bei ihrem missionarischen Wirken auf diese unverzichtbare Hilfe zu stützen? Zur Evangelisierung der Welt sind Apostel vonnöten, die gleichsam „Fachleute“ für die Feier, die Anbetung und Betrachtung der Eucharistie sind“ (Johannes Paul II., Botschaft anläßlich des Weltmissionstages 2004, 3).

Wie kann man Christus verkünden ohne immer wieder zurückzukehren, um ihm in den Heiligen Geheimnissen zu begegnen?

Wie kann man Zeugnis von ihm ablegen, ohne sich aus der Quelle der eucharistischen Gemeinschaft mit ihm zu ernähren?

Wie kann man an der Sendung der Kirche teilhaben und die Gefahr des Individualismus überwinden, ohne das Band der Eucharistie ständig zu erneuern, das uns mit jedem Bruder und jeder Schwester im Glauben, ja sogar mit jedem Menschen verbindet?

Zu Recht kann die Eucharistie auch das Brot der Sendung genannt werden; ein schönes Bild dafür ist die Speise, die Elija erhält, damit er seine Sendung weiter ausführen kann, ohne sich von den Schwierigkeiten auf dem Weg aufhalten zu lassen: „Durch diese Speise gestärkt, [wanderte er] vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb“ (1 Kön 19,8).

4. Initiative und pastorale Aufgaben

32. Die einzelnen Bischöfe, Bischofskonferenzen und Ordensoberen werden es sicherlich nicht versäumen, genauere Anweisungen für eine fruchtbare Gestaltung des Jahres der Eucharistie zu erteilen (vgl. Mane nobiscum Domine, 5 und 29).

Als Anregung folgen hier einige Hinweise und Vorschläge.

33. Bischofskonferenzen

- Insbesondere dort, wo die einzelnen Diözesen dies nicht tun können, geeignete Handreichungen erstellen, die das Jahr der Eucharistie zum Thema haben und die Priester und Gläubigen zum Nachdenken einladen; sie sollen jene Fragen des Glaubens und der Pastoral behandeln, die in ihren jeweiligen Ländern besonders anstehen (Priestermangel, schwindendes Verständnis für die Wichtigkeit der täglichen Messe bei einigen Priestern, fehlendes Interesse für die Sonntagsmesse, Vernachlässigung der Verehrung der Eucharistie …);

- die Qualität der Fernseh- und Rundfunkübertragungen von Eucharistiefeiern überprüfen (vgl. Dies Domini, 54), die insbesondere für diejenigen von großem Nutzen sind, die nicht an der Messe teilnehmen können (angemessene Aufnahmen, Qualität der Kommentare, Schönheit und Würde der Feier, damit keine fragwürdigen Gebräuche verbreitet werden und die Feier nicht zu einem Spektakel gemacht wird usw.);
Aufmerksamkeit soll auch der Übertragung von anderen Andachten und Gebetsversammlungen gewidmet werden (aber zugleich soll die Anbetung in den Kirchen gefördert werden, um zu vermeiden, daß die Gläubigen sich damit begnügen, sie nur im Fernsehen zu verfolgen);

- Vorschläge, wie in den Diözesen der Beginn und der Abschluß des Jahres der Eucharistie begangen werden kann;

- Universitäten, Fakultäten, Forschungseinrichtungen und Priesterseminare dazu einladen, die Inhalte thematisch zu vertiefen;

- Förderung von nationalen eucharistischen Kongressen;

- vor allem die Priester miteinbeziehen, auch durch Initiativen auf nationaler Ebene.

34. Diözesen

- Innerhalb des für die Weltkirche vorgegebenen zeitlichen Rahmens geeignete Tage auswählen, um das Jahr der Eucharistie feierlich zu eröffnen und offiziell abzuschließen: ratsam wäre eine Feier als „statio“ in der Kathedrale oder an einem anderen geeigneten Ort unter dem Vorsitz des Bischofs; wenn dies angebracht erscheint, kann die Feier in einer anderen Kirche oder an sonst einem Ort in der Nähe beginnen, um sich von dort in einer Prozession, bei der die Allerheiligenlitanei gesungen wird, zum Ort der Feier zu begeben (vgl. zum Beispiel Caeremoniale Episcoporum, 261);

- die als „statio“ begangene Messe aufwerten, die zu bestimmten Tagen und Anlässen des Kirchenjahres mit dem Bischof als Hauptzelebranten gefeiert wird; dadurch wird die eucharistische Gemeinschaft der Ortskirche sichtbar (vgl. Mane nobiscum Domine, 22);

- die diözesanen Ämter und Kommissionen für die verschiedenen Bereiche der Pastoral einladen (Katechese, Liturgie, Kunst, sakrale Musik, Schule, Kranke, soziale Fragen, Familie, Klerus, gottgeweihtes Leben, Jugend, kirchliche Bewegungen …), um im Lauf des Jahres wenigstens eine spezifische Initiative umzusetzen;

- eucharistische Kongresse als Zeiten zum Nachdenken und zum Gebet fördern;

- gemeinsame Veranstaltungen des Klerus wie die Chrisammesse, monatliche Einkehrtage, Treffen auf Diözesan- und Vikariatsebene, die jährlichen Exerzitien, oder Angebote zur Weiterbildung dafür nutzen, eucharistische Themen auf pastoraler und spiritueller Ebene zu vertiefen;

- dem Weltgebetstag für die Heiligung der Priester am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu einen eucharistischen Akzent verleihen;

- die Verehrung der Heiligen fördern, die sich durch ihre Liebe zur Eucharistie ausgezeichnet haben, dieses Glaubensgeheimnis verkündet oder darüber geschrieben haben, vor allem, wenn sie in einer besonderen Beziehung zu der Diözese stehen;

- sich für das künstlerische Erbe der Diözese interessieren, das in den verschiedenen Kirchen und Diözesanmuseen aufbewahrt wird und mit der Eucharistie zu tun hat: Gemälde und Bilder, Skulpturen, Altäre, Tabernakel, Kultgegenstände …; Ausstellungen, Führungen und Veröffentlichungen fördern;

- geeignete Kirchen und Kapellen für die ewige Anbetung des Allerheiligsten ausfindig machen und jene Orte in Erinnerung rufen, wo diese bereits besteht; außerdem soll dafür gesorgt werden, daß sie vor allem während der für die Allgemeinheit günstigen Zeiten zugänglich sind (vgl. Mane nobiscum Domine, 18);

- die Jugendlichen besonders dazu einladen, das Thema des XX. Weltjugendtages, „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ (Mt 2,2), auf das Jahr der Eucharistie zu beziehen (vgl. Mane nobiscum Domine, 30); ein ausdrucksstarkes Zeichen wäre ein Treffen zur eucharistischen Anbetung für Jugendliche in der Zeit um den Palmsonntag;

- Beiträge zum Thema Eucharistie in den Zeitschriften der Diözesen, auf den Internetseiten und in lokalen Radio- und Fernsehprogrammen.

35. Pfarrgemeinden

Die Pfarrgemeinden sollen der Einladung des Heiligen Vaters folgen und sich eifrig bemühen, daß in diesem Jahr die sonntägliche Eucharistiefeier den zentralen Platz einnimmt, der ihr im Leben der Pfarrgemeinde zukommt, die zu Recht als „eucharistische Gemeinschaft“ bezeichnet wird (vgl. SC, 42; Mane nobiscum Domine, 23; Dies Domini, 35-36; Eucharisticum mysterium, 26).

Dazu folgen hier einige Anregungen:

- Wo dies nötig ist, den Orten der Eucharistiefeier (Altar, Ambo, Altarraum) und jenen zur Aufbewahrung der Eucharistie (Tabernakel, Anbetungskapelle) eine passende Anordnung zu verleihen oder ihnen einen eigenen festen Platz zuzuweisen; Anschaffung von liturgischen Büchern; für passende und schöne sakrale Zeichen sorgen (Meßgewänder, sakrale Gefäße, Kult- und Einrichtungsgegenstände);

- Vergrößerung oder gegebenenfalls Neugründung des Liturgiekreises der Pfarrei; Begleitung der Diener durch rechtmäßige Beauftragung und der außerordentlichen Spender der Heiligen Kommunion, der Ministranten, des Kirchenchors usw.;

- unter Berücksichtigung der Weisungen des jüngsten Schreibens von Johannes Paul II. über die sakrale Musik besonders auf die liturgischen Gesänge achten;

- für bestimmte Zeiten des Kirchenjahres (z.B. Oster- und Fastenzeit) geeignete Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Eucharistie planen; eine besonders günstige Gelegenheit dafür ist, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, die Vorbereitungszeit für die Erstkommunion;

- die Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch (vgl. Mane nobiscum Domine, 17) und die Einführung des Meßlektionars, das Dokument Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe, die jüngste Enzyklika Ecclesia de Eucharisti und die darauffolgende Instruktion Redemptionis Sacramentum lesen und ihre Inhalte in der Pfarrei verbreiten;

- zu einem angemessenen Verhalten in der Kirche erziehen: beim Betreten der Kirche; Kniebeuge oder tiefe Verneigung vor dem Allerheiligsten; Atmosphäre der inneren Sammlung; Hinweise, wie man die Messe innerlich (vor allem in gewissen Zeiten der Stille, im persönlichen Gebet nach der Kommunion) und äußerlich (gemeinsame Antworten und Gebete) mitfeiern kann; für die Kommunion unter beiderlei Gestalten halte man sich an die geltenden Normen (vgl. SC, 55; AERM, 281-287; Redemptionis Sacramentum, 100-107);

- entsprechende Feier des Jahrestages der Kirchweihe;

- die „eigene“ Pfarrkirche wiederentdecken, um den Sinn all dessen zu erkennen, was man in ihr routinemäßig sieht: Erklärung von Altar, Ambo, Tabernakel, Kunstwerken, Fenstern, Portalen usw.; die sichtbaren Elemente der Kirche sind eine Hilfe für die Kontemplation des Unsichtbaren;

- auch durch praktische Hinweise und Anleitungen die Verehrung der Eucharistie und das persönliche wie gemeinschaftliche Gebet vor dem Allerheiligsten fördern (vgl.. Mane nobiscum Domine, 18): Besuche, Anbetung des Allerheiligsten und eucharistischer Segen, „Vierzigstündige Anbetung“, eucharistische Prozessionen; dazu einladen, nach der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag in eucharistischer Anbetung zu verweilen (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit, 141);

- je nach Umständen besondere Angebote (Nachtanbetung) anbieten;

- überprüfen, ob die Kommunion regelmäßig und würdig zu den Kranken gebracht wird;

- die Lehre der Kirche über die Wegzehrung verbreiten;

- jene Gläubigen begleiten, die an der Messe teilnehmen, aber aufgrund ihrer irregulären Lebensumstände die Kommunion nicht empfangen können.

36. Heiligtümer

Das Jahr der Eucharistie betrifft unmittelbar auch die Heiligtümer. Diese Gebets- und Wallfahrtsstätten sind an sich schon dazu berufen sind, den Gläubigen in reicher Weise die Heilsmittel anzubieten. Dort soll mit Eifer das Wort Gottes verkündet werden und das liturgische Leben in geeigneter Weise gefördert werden, insbesondere durch die Eucharistie und das Bußsakrament, aber auch durch die Förderung von anerkannten Formen der Volksfrömmigkeit (vgl. CIC, can. 1234, § 1; Direktorium über die Volksfrömmigkeit, 261-278).

Die Gläubigen und Pilger werden in diesem Jahr besonderes Interesse für jene Heiligtümer haben, die aufgrund von eucharistischen Wundern oder aus der Verehrung für die Eucharistie entstanden sind.

- Da die Feier der Eucharistie der Höhepunkt der vielfältigen Aktivitäten der Heiligtümer (Evangelisierung, Werke der Nächstenliebe, Bildung) ist, wird es sich als fruchtbringend erweisen:

  • die Pilger – ausgehend von der jeweiligen besonderen Prägung des Heiligtums – zu einer tiefen Begegnung mit Christus zu führen; 

  • für die vorbildhafte Feier der Eucharistie zu sorgen;

  • der Teilnahme verschiedener Gruppen an ein und derselben Eucharistiefeier den Vorzug zu geben; gegebenenfalls können die verschiedenen Sprachen in geeigneter Weise zum Ausdruck kommen und berücksichtigt werden; in diesen Feiern soll auch der gregorianische Choral entsprechend berücksichtigt werden, zumindest die einfacheren Melodien, vor allem für das Meßordinarium, insbesondere das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit, 268);

- durch eine Atmosphäre, die die innere Sammlung fördert, und durch das Angebot von Zeiten der gemeinsamen Anbetung Möglichkeiten für das Gebet vor dem Allerheiligsten schaffen; eine entsprechende Kennzeichnung soll das Auffinden des Tabernakels erleichtern (vgl. AERM, 314-317; Redemptionis Sacramentum, 130);

- zum Empfang des Bußsakraments ermutigen, indem man je nach Möglichkeit dafür sorgt, daß zu geeigneten Zeiten Priester für die Beichte zur Verfügung stehen (vgl. Direktorium über die Volksfrömmigkeit, 267).

37. Klöster, Ordensgemeinschaften und –institute

Da das geweihte Leben und die Eucharistie eng miteinander verbunden sind (vgl. Vita consecrata, 95; Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens, Instruktion Neubeginn in Christus – Ein neuer Aufbruch des geweihten Lebens im Dritten Jahrtausend, 26), soll das Jahr der Eucharistie ein zusätzlicher Ansporn sein, sich persönlich und als Gemeinschaft fest im Herzen der eigenen Berufung und Sendung zu verankern.

In allen Regeln und Konstitutionen ist die tägliche Messe und die Verehrung der Eucharistie vorgeschrieben oder empfohlen.

- Das Jahr der Eucharistie ist eine Gelegenheit, Zeiten vorzusehen, um folgende Punkte zu überdenken und zu prüfen:

  • die Qualität der gemeinschaftlichen Eucharistiefeiern;

  • die Einhaltung der liturgischen Normen;

  • das eucharistische Erbe in der Tradition des eigenen Instituts sowie die gegenwärtige Lage;

  • die persönliche Verehrung für der Eucharistie;

- im Leben und in den Schriften der eigenen Gründer oder Gründerinnen wiederentdecken, wie sie die eucharistische Frömmigkeit gelebt und gelehrt haben;

- sich fragen, was für ein Zeugnis des eucharistischen Lebens die Personen des geweihten Lebens bieten, die in Pfarreien, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Erziehungseinrichtungen und Schulen, Gefängnissen, Einkehrtags- und Bildungszentren, Heiligtümern und Klöstern tätig sind;

- sich prüfen, ob die mehrfach vom Lehramt gegebene Richtlinie befolgt wird (vgl. Dies Domini, 36), an der Sonntagsmesse der Pfarrgemeinde teilzunehmen und sich gut mit der Pastoral der Ortskirche, in der man lebt, abzustimmen;

- zusätzliche Zeiten der Anbetung vor dem Allerheiligen fördern (vgl. Mane nobiscum Domine, 18).

38. Seminare und Ausbildungshäuser

Das besondere Jahr der Eucharistie betrifft auch die Gemeinschaften und Häuser für die Ausbildung zukünftiger Diözesan- und Ordenspriester, Ordensleute und Diakone (vgl. Mane nobiscum Domine, 30).

Die Teilnahme am Tisch des Wortes und an der Eucharistie läßt in ihnen die Antwort auf die Berufung reifen und macht sie offen für die besondere Sendung, die Gott jenen anvertraut, die er zu Hirten seines Volkes beruft. (vgl. Kongregation für das Bildungswesen, Instruktion über die liturgische Ausbildung der Priesteramtskandidaten, 8-27 und Anhang 30-41).

Die Eucharistie begleitet und trägt so den täglichen Weg der Ausbildung und stellt den Kandidaten zugleich vor Augen, was das Herz ihres zukünftigen Dienstes ist.

Die Aufmerksamkeit ist auf folgende Punkte zu richten:

- Pflege der Verbindung zwischen der theologischen Ausbildung und der geistlichen Erfahrung des Geheimnisses der Eucharistie, damit es besser verinnerlicht werden kann;

- Pflege der innerlichen und äußerlichen Teilnahme an der Meßfeier;

- Kenntnis der liturgisch-theologischen Bedeutung der Riten und Texte der Eucharistiefeier;

- Kenntnis des Meßritus, auch in praktischer Hinsicht, sowie vor allem der angemessenen Art und Weise, die Messe zu feiern: die Bedeutung des liturgischen Raumes; die verschiedenen Textarten und wie man sie richtig betet, liest und verkündet, der Ablauf der Feier, die Teile des Meßbuchs, die Normen, welche die Eucharistiefeiern an den verschiedenen Tagen des Jahres regeln, und die erlaubten Auswahlmöglichkeiten in den Texten und Meßformularen;

- um bei Bedarf auch auf lateinisch beten und singen zu können und aus der Tradition der betenden Kirche schöpfen zu können, ist eine gewisse Vertrautheit mit der lateinischen Sprache und dem gregorianischen Choral nützlich;

- Förderung der eucharistischen Anbetung in seinen verschiedenen Formen, persönlich oder in Gemeinschaft, einschließlich der Aussetzung des Allerheiligsten;

- den Tabernakel so positionieren, daß er zum persönlichen Gebet einlädt.

39. Vereinigungen, Bewegungen, Bruderschaften

Der Geist der Gemeinschaft, Geschwisterlichkeit und Anteilnahme, der auch dazu führt sich einer Vereinigung anzuschließen, ist von Natur aus mit dem Geheimnis der Eucharistie verbunden.

Es gibt Bruderschaften und Vereinigungen, die ausdrücklich die Eucharistie, das Allerheiligste Sakrament oder die eucharistische Frömmigkeit zum Ziel haben.

Die Zugehörigkeit der Vereinigungen, Gruppen und Bewegungen zur Kirche, deren Aufbau und Lebendigkeit sie entsprechend ihrem Charisma fördern, zeigt sich darin, daß sie sich Woche für Woche zur Sonntagsmesse der Pfarrei versammeln (vgl. Mane nobiscum Domine, 23; Dies Domini, 36).

Das Jahr der Eucharistie ist für sie:

  • ein Aufruf zum Nachdenken, zur Überprüfung, Verinnerlichung und eventuellen Erneuerung ihrer traditionellen Statuten;

  • eine Gelegenheit zur katechetisch-mystagogischen Vertiefung der Eucharistie;

  • ein Ansporn, der eucharistischen Anbetung mehr Zeit zu widmen, und dabei als eine Form des eucharistischen „Apostolats“ auch andere Personen einzubinden;

  • eine Einladung, Gebet und karitative Tätigkeit miteinander zu verbinden.

5. Kulturelle Aspekte

40. Dieses Kapitel ist bewußt schematisch gestaltet, aber deswegen nicht weniger wichtig. Die Beschränkung auf das Wesentliche erfolgt vor allem deshalb, weil man auf der Ebene der Kultur in den vielen Teilkirchen der Welt unvermeidlich auf ganz unterschiedliche Situationen stößt. Jede von ihnen ist in ein bestimmtes Umfeld eingebettet, mit seinen Reichtümern, seinen Besonderheiten und seiner Geschichte. Es kommt den Teilkirchen zu, weiter zu entfalten, was hier an Themen einfach aufgezählt wird. Wie man unschwer erkennen kann, ist es von großer Wichtigkeit, daß die Gelegenheit dieses Jahres der Eucharistie unbedingt genutzt wird, um deutlich zu machen, daß die Eucharistie ein großes Potential hatte und hat, in die menschliche Kultur hineinzuwirken.

41. Historische Forschung

Den theologischen Fakultäten, katholischen Universitäten und Studienzentren eröffnen sich weite Forschungsgebiete. Für die theologischen Fakultäten im besonderen bietet es sich an, Verbindungen zwischen den biblischen und dogmatischen Fundamenten der Eucharistie und dem gelebten christlichen Glauben, besonders dem Leben der Heiligen, herzustellen.

42. Gebäude, Denkmäler, Bibliotheken

Kathedralen, Klöster, Heiligtümer und nicht wenige Kirchen stellen schon von sich aus ein „Kulturgut“ da und sind oft auch Zentren mit kultureller Ausstrahlung. In dieser Hinsicht kann das Jahr der Eucharistie einen Anstoß geben, um das Thema der Eucharistie, das im kulturellen und künstlerischen Erbe einen besonderen Platz hat, in den Vordergrund zu rücken, damit darüber nachgedacht wird und es besser bekannt wird.

Ausstellungen, Tagungen und Veröffentlichungen verschiedener Art können auch in Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen (Universitäten, Fakultäten, Studienzentren, kulturelle Vereinigungen, Verlage) durchgeführt werden.

43. Kunst, sakrale Musik, Literatur

Die sakrale Kunst mit eucharistischen Themen ist einerseits ein Zeugnis des Glaubens, andererseits eine Form der Vermittlung dieses Glaubens an das Volk Gottes. Zahlreiche Beispiele könnten genannt werden: von den bekannten Gemälden in den Katakomben bis zu den zahlreichen Darstellungen dieses Themas, die sowohl im Osten als auch im Westen im Lauf der Jahrhunderte entstanden sind.

Die Kenntnis dieser Tradition erlaubt es, sich der eucharistischen Akzente bewußt zu werden, die das künstlerische Schaffen in früheren Epochen inspiriert haben, und einen Vergleich mit Werken der Gegenwart anzustellen.

Wir beschränken uns darauf, einige Themenkreise aufzuzählen:

In bezug auf die sakrale Kunst:

- Altäre, Tabernakel, Kapellen
- Fresken, Mosaike, Miniaturmalerei, Gemälde, Skulpturen, Wandteppiche, Einlegearbeiten
- Kultgegenstände: Kelche, Ziborien, Patenen, Monstranzen
- Paramente: liturgische Gewänder, Altartücher, Baldachine, Standarten
- Kunstgegenstände und Wagen für die eucharistischen Prozessionen
- spezielle Einrichtungen für die Verwahrung des allerheiligsten Sakraments am Gründonnerstag

Für die sakrale Musik:

- Messen
- Hymnen
- Sequenzen
- Motetten

Für Literatur, Theater und Film

- Lyrik
- Erzählungen
- Romane
- Theateraufführungen
- Filme
- Dokumentarfilme

44. In all diesen Umfeldern werden die Fachleute leicht die richtigen Wege finden. Es wäre ein großer Erfolg des Jahres der Eucharistie, wenn die durchgeführten Forschungen zu einer besseren Kenntnis und einer größeren Verbreitung jener Schätze führten, die in den verschiedenen Kontinenten zum gemeinsamen Erbe des Christentums gehören.

In diese Richtung zielt auch das, was der Papst in Mane nobiscum Domine sagt, wenn er die Eucharistie auch im Zusammenhang mit einer größeren Anstrengung sieht, „die Gegenwart Gottes in der Welt“ zu bezeugen. Angesichts von kulturellen Strömungen, die dazu neigen, den christlichen Beitrag zur Kultur auszugrenzen, oder sogar das Andenken an den historischen Beitrag des Christentums in den traditionell christlichen Ländern auslöschen wollen, schrieb der Papst: „Wir sollen keine Furcht haben, von Gott zu reden und die Zeichen des Glaubens auf hoher Stirn zu tragen. Die ‚Kultur der Eucharistie‘ fördert eine Kultur des Dialogs, die in ihr Kraft und Nahrung findet. Hier irren diejenigen, die meinen, daß der öffentliche Verweis auf den Glauben ein Angriff auf die rechte Autonomie des Staates und der öffentlichen Einrichtungen sei oder daß dieser sogar zu einer Haltung der Intoleranz ermutigen könne. Wenn es auch in der Vergangenheit unter den Gläubigen nicht an Fehlern in diesem Bereich gemangelt hat – wie ich anläßlich des Jubiläums bekannt habe –, so darf man dies nicht den ,christlichen Wurzeln‘ anlasten, sondern der Inkohärenz der Christen gegenüber ihren eigenen Wurzeln“ (Mane nobiscum Domine, 26).

Schluss

Ein Jahr der Gnade, des eifrigen Gebets, der Mystagogik

Zum Abschluß dieser Seiten, nach so vielen Hinweisen und Vorschlägen, ist es angebracht, auf das Wesentlichste zurückzukommen und zu bedenken, daß der Heilige Vater im apostolischen Schreiben Mane nobiscum Domine von einem „Gnadenjahr“ spricht. Alles, was wir tun können, ist nur dann sinnvoll, wenn wir dabei die Gabe Gottes im Blick haben. Die Initiativen sollen Kanäle öffnen, damit die Gnade, die der Geist Gottes allezeit schenkt, überreich fließt und von den einzelnen und den Gemeinschaften angenommen werden kann. In das „fiat“ der Jungfrau Maria muß erneut die ganze Kirche einstimmen, der ja mit dem Leib und dem Blut Christi immer auch Maria als ihre Mutter geschenkt wird: „Siehe, deine Mutter!“ (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 57).

Der Erfolg dieses Jahres wird ohne Zweifel von der Intensität des Gebets abhängen. Wir sind eingeladen, die Eucharistie mit dem Glauben der Heiligen zu feiern, sie zu empfangen und sie anzubeten. Wie könnte man am heutigen Tag, an dem die Liturgie den Gedenktag der Heiligen Theresia von Avila feiert, das eifrige Gebet dieser großen, spanischen Mystikerin und Kirchenlehrerin vergessen? In Bezug auf die Heilige Kommunion schrieb sie: „Man muß nicht sehr weit gehen, um den Herrn zu suchen. Solange die Natur nicht die Gestalt des Brotes aufgezehrt hat, ist der gute Jesus in uns: Gehen wir zu ihm!“ (Weg der Vollkommenheit, 8).

Dieses besondere Jahr muß uns dabei helfen, Christus in der Eucharistie zu begegnen und aus ihm zu leben. Darauf muß auch die „mystagogische“ Katechese abzielen, zu der der Papst die Hirten besonders aufruft (vgl. Mane nobiscum Domine, 17). Diese Einladung greifen wir auf und schließen daher mit einem beispielhaften Text aus der westlichen Mystagogik, den wir dem Werk De mysteriis (Nr. 54) des Heiligen Ambrosius entnehmen:

Der Herr selbst spricht: „Das ist mein Leib.“ Vor dem Segen der himmlischen Worte bezeichnete das Wort nur einen gewissen Stoff. Nach der Konsekration bezeichnet es nun den Leib und das Blut Christi. Er selbst nannte es sein Blut. Vor der Konsekration bezeichnen wir es mit einem anderen Namen. Nach der Konsekration nennen wir es Blut. Und du sagst: „Amen“, das heißt, „So ist es“. Was der Mund spricht, soll auch der Geist bekennen. Was das Wort sagt, soll auch das Herz empfinden.

Rom, am Sitz der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, am 15. Oktober 2004, Gedenktag der Heiligen Theresia von Jesus, Jungfrau und Kirchenlehrerin.

Francis Kard. Arinze
Präfekt

Domenico Sorrentino
Erzbischof Sekretär