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P. Winfried M. Wermter C.O. - I. VON DER AKTIVEN TEILNAHME AN DER EUCHARISTIEFEIER

Durch die Mitfeier bei der Heilige Messe will uns Jesus umwandeln – unser ganzes Leben: Wir dürfen schon auf dieser Erde seine Freunde sein bzw. werden. Darum wollen wir ihm keine Schande mehr bereiten, sondern Freude machen, ja ihn auch zu trösten versuchen. Die Mitfeier bei der Heiligen Messe ist dafür eine gute Gelegenheit.

I. VON DER AKTIVEN TEILNAHME AN DER EUCHARISTIEFEIER

Durch die Mitfeier bei der Heilige Messe will uns Jesus umwandeln – unser ganzes Leben: Wir dürfen schon auf dieser Erde seine Freunde sein bzw. werden. Darum wollen wir ihm keine Schande mehr bereiten, sondern Freude machen, ja ihn auch zu trösten versuchen. Die Mitfeier bei der Heiligen Messe ist dafür eine gute Gelegenheit. Aber es gilt dabei, einige Bedingungen zu beachten, die wir hier näher untersuchen wollen. Um die Eucharistiefeier gut zu verstehen, kann es gut sein, ihren Ablauf in sechs Etappen zu untergliedern. So kommen die wichtigsten Themen, Aufgaben und Chancen besser zum Vorschein. Nicht nur der Priester und die übrigen Altardiener, die Lektoren, und Kantoren... haben eine aktive Rolle zu spielen. Jeder Teilnehmer soll seinen Teil dazu beitragen, dass die Heilige Messe jene Früchte bringen kann, die Gott uns durch diese Feier schenken will. Wir alle wollen und sollen aktiv mitfeiern. Die Eucharistiefeier ist ja kein Konzert oder Theater und will auch kein Unterhaltungs-Programm sein. Wenn man ins Kino geht, bezahlt man für den Eintritt und erwartet dafür zurecht ein interessantes Programm. Da kann und darf man sich mehr oder weniger „berieseln“ lassen. Bei einem Gottesdienst ist das anders. Da muss (oder sollte!) jeder sein seinen aktiven Beitrag leisten. Und das bedeutet mehr als das Mitsingen, Mitbeten, die Orgel zu spielen oder eine Fürbitte vorzuragen – wenn das auch gute, hilfreiche, ja geschätzte Dienste sind. In den kommenden sechs Kapiteln soll aber gezeigt werden, wie jeder in der Kirche sich aktiv an dem beteiligen kann, was dort auf dem Altar geschieht. Wenn wir nicht nur (mehr oder weniger gelangweilte) Zuschauer bei der Eucharistie-Feier sein wollen, dann ist das Wichtigste, dass wir in unserem Herzen jene sechs Schritte machen, die nun hier näher aufgezeigt werden sollen. Zu Beginn jeder Etappe wird ein Abschnitt aus einem längeren Gedicht vorgelesen. Dem schließt sich dann jeweils ein kurzer Kommentar an:

(1) Die Eintrittskarte zur echten Teilnahme an der Eucharistiefeier:

Es genügt nicht, vor der Kirche
die Schuhe abzustreifen,

oder ein wenig Weihwasser zu nehmen,

um sich im Gewissen zu reinigen

und dann würdig an der Eucharistiefeier

teilzunehmen.
Das alles ist gut und schön,

aber die „Eintrittskarte“ für die Eucharistie

gibt es nur zum Preis der Versöhnung.

Wenigstens der ernsthafte Versuch ist notwendig:

Das Verzeihen ohne Bedingungen,

das Suchen nach dem Abbau von Barrieren…

Es heißt doch allzu deutlich im Evangelium:

„Wenn du deine Gabe zum Altar bringst

und dir dabei einfällt,

dass dein Bruder etwas gegen dich hat,

so lass deine Gabe vor dem Altar liegen;

geh und versöhne dich zuerst

mit deinem Bruder, dann komm

und opfere deine Gabe!“ (Mt 5,23-24)

Versöhnung als Vorbedingung

In der Regel beginnt jeder Eucharistiefeier mit einem Bußakt, der aber auf verschiedene Art gestaltet werden kann. Es geht um das Bekenntnis zur eigenen Schwachheit und Sünde und mündet in die Bitte um das Erbarmen Gottes (Kyrie...). Das ist älteste Tradition der Kirche. Um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert entstand die „Didache“, in der das Wichtigste der Lehre der zwölf Apostel zusammengefasst wird. In diesem wichtigen Buchheißt es z.B.: „Am Tage des Herrn ver­sam­melt euch! Bre­chet Brot und saget Dank, nach­dem ihr zuvor eure Sün­den bekannt habt, damit euer Opfer rein sei. Kei­ner, der mit sei­nem Nächs­ten einen Streit hat, soll mit euch zusam­men­kom­men, bis sie sich ver­söhnt haben, damit euer Opfer nicht ent­weiht werde“.  

    Wir müssen schon zugeben, dass wir doch so manches mal als „Schwarzfahrer“ in die Kirche gehen. Sicherlich können wir die Versöhnung mit unseren Mitmenschen nicht erzwingen, denn das Gelingen auch von ehrlichen Versuchen zur Versöhnung hängt ja auch zu 50% von der Bereitschaft  der anderen ab. Aber eines ist immer möglich: Wir können unseren Teil tun wir, indem wir verzeihen. Jesus hat am Kreuz doch auch jenen verziehen, die ihn angenagelt haben, und er hat für sie gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23, 34)!“ Die bedingungslose Vergebung ist das, was wir immer – mit der Gnade Gottes! –  leisten können und müssen, wenn wir wirklich am Opfer Christi teilnehmen wollen. Ohne das ehrliche, geduldige und andauernde Bemühen um echte Versöhnung bleibt die Fruchtbarkeit der Eucharistie sehr eingeschränkt. Umgekehrt ermöglichen die ehrliche Vergebung und die klugen Bemühung um Gelegenheiten zur Versöhnung spürbare innere Heilung. Auch wenn es noch nicht gelungen ist, die Hände mit dem Gegner zu schütteln, so schenkt doch die volle Vergebung im Namen Jesu einen großen inneren Frieden und auch die Freiheit, die uns bereit und fähig machen, die heilende Gnade Gottes zu empfangen. Aber ohne die Bereitschaft und Demut zur bedingungslosen Vergebung bauen wir selber einen inneren Wall auf der uns noch kränker macht. Jesus aber will und innerlich heilen, was auch zur Heilung des ganzen Menschen wesentlich beiträgt.

(2) Hören, um zu handeln

Es wird in der Kirche viel geredet,

gelesen, gesungen …

Man kann und braucht nicht jedes Wort bewusst

aufzunehmen und zu bedenken.

Aber wer bereit ist,

nicht nur zu hören,

sondern auch zu handeln,

wer sucht,

was Gott ihm an diesem Tag

durch die Texte der Liturgie

und deren Auslegung

persönlich sagen will,

der baut das Haus seines Lebens

nicht nur auf Felsen (vgl. Mt 7, 24):

Er wird immer mehr zu einem neuen Menschen,

zu einem Jünger Jesu, zu einem echten Christen …

 

Das ist das Entscheidende

beim Wortgottesdienst:

Nicht nur verstehen,

sondern auch bereit sein zu tun!

Denn die Geheimnisse des Reiches Gottes

gehen einem gewöhnlich erst dann auf,

wenn man sie „tut“!

Darum sind die entscheidenden Fragen,

die wir uns im Herzen stellen sollten:

„Was will Jesus mir heute sagen?

Was soll ich bei mir selber ändern?

Wofür darf ich besonders danken?

Was lädt mich ein, Fürbitte zu halten,

und Gott mit neuem Vertrauen

und mit Lobpreis zu beschenken...?“

Suche nach dem Willen Gottes

Es gibt viele verschiedene Gründe, die die Leute in die Kirche bewegen. Die einen gehen aus Gewohnheit, andere aus Neugierde, wieder andere suchen etwas zur Aufhellung von Stimmung und Gemüt... Meistens geht es um die Befriedigung eigener Bedürfnisse oder Erwartungen. Dabei vergisst man nur allzu leicht, dass die Heilige Messe ein Gottesdienst sein soll. Darum muss man sich immer wieder einmal die Frage stellen, was denn Gott wirklich dient, was ER erwartet, was IHM gefällt... Wenn wir in ein Geschäft gehen oder eine Veranstaltung zur Unterhaltung mitmachen, dann ist gewöhnlich das Wichtigste, dass es uns gefällt, also uns dient. Bei Gottes-Dienst geht es in erster Linie darum, Gott einen Gefallen zu tun, IHM eine Freude zu bereiten. Darum danken wir vor allem. „Eucharistie“ bedeutet auch so viel wie „Danksagung“. Darüber hinaus geht es um Lobpreis: Wir erkennen Gottes Größe an und verneigen uns vor seiner allmächtigen Barmherzigkeit und Güte. Eine besondere Freude ist es auch für Gott, wenn wir auf ihn hören. Das ist ähnlich wie bei Eltern, die darüber glücklich sind, wenn die Kinder sich etwas sagen lassen und ihre Bemühungen um eine gute Erziehung auch gerne annehmen.

     Gott ist der beste aller Väter und Erzieher. Er schenkt den Menschen die Freiheit und sendet gleichzeitig Propheten und Hirten, die in seinem Namen den rechten Weg weisen. So sind auch die Texte und Lieder der Bibel entstanden, die im Wortgottesdienst die wichtigste Rolle spielen. Sie sind das Licht, dass uns den Weg zu Gott zeigt. Die bestellten Verkünder der Frohbotschaft erklären die Bedeutung des überlieferten Wortes Gottes im Hinblick auf die jetzige Zeit und die aktuellen Nöte von Kirche und Menschheit. Es geht also in der Liturgie nicht um persönliche Meinungen oder fachliche Diskussionen, nicht um rhetorische Glanzstücke oder künstlerische Leckerbissen. Worauf es vor allem ankommt, das ist die Verkündigung des Willens Gottes heute.

     Umgekehrt dürfen sich auch die mitfeiernden Gläubigen nicht ablenken lassen durch Äußerlichkeiten wie Mode oder das mehr oder weniger passende Verhalten der anderen. Der junge Samuel, der im Tempel eine besondere übernatürliche Erfahrung machte, öffnete sich ganz für Gott indem er rief: „Rede Herr, dein Diener hört!“ (Sam...). Dieses Wort ist auch heute noch aktuell für jeden, der ernsthaft und tief am Wortgottesdienst teilnehmen möchte. Denn es geht vor allem darum, das zu erfahren, was Gott heute von uns erwartet. Wichtiger als alle inneren Gefühle und Stimmungen, Schwierigkeiten oder Wünsche ist der Wille Gottes. Worin besteht aber der Wille Gottes? Der Evangelist Johannes bezeugt es sehr klar: Der Wille Gottes und die Liebe Gottes sind identisch: „Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“(Joh 15, 9b -  10).

     Weil wir also im Wortgottesdienst vor allem auf den Willen Gottes achten wollen, können folgende stille Fragen im Herzen eine Hilfestellung sein: „Jesus, was möchtest mir du heute durch dieses Gebet, dieses Evangelium, diese Lesung, dieses Lied, diese Predigt... sagen. Was soll, was darf ich im Herzen bewahren, mit nach Hause nehmen. Was soll ich in meinem Leben ändern. Was gefällt dir besser...?“ Entscheidend ist die Bereitschaft, nicht nur mehr oder weniger kritisch zuzuhören, sondern wirklich etwas im eigenen Leben zu ändern. Im Hinblick auf andere sind wir schneller bereit, Änderungen vorzuschlagen oder zu fordern. Aber zunächst sind wir selber gefragt. Jesus erwartet nicht nur ein Interesse seiner Botschaft gegenüber, sondern auch die Bereitschaft, danach zu handeln: „Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört (Mt 7, 24-27).“

     Damit das Wort Gottes in uns und um uns herum seine heilsame Wirkung voll entfalten kann, sei noch darauf hingewiesen, dass das Wort der Bibel in besonderer Weise eine Gegenwart Gottes schenkt. Durch die Inspiration ist hier eine besondere Gegenwart des Heiligen Geistes gegeben. Er hat ja bei der Entstehung der Heiligen Bücher Feder geführt und den menschlichen Autoren die ewigen Wahrheiten eingehaucht (inspiriert). Das erfordert von uns eine tiefe Ehrfurcht. Man sollte eine Bibel nicht einfach so herumliegen lassen wie andere Bücher. Ihr gebührt der Ehrenplatz in der Wohnung. Bei feierlichen Gottesdiensten wird darum auch vor dem Verlesen des Evangeliums  das Evangelienbuch mit Weihrauch verehrt, was auf die Gegenwart Gottes hinweist. Der hl. Augustinus verlangte auch in einer Predigt, dass die Gläubigen das Wort Gottes mit Sorgfalt behandeln sollen. Wie sie beim Empfang der Hl. Kommunion aus Ehrfurcht darauf achten, dass kein Krümel des verwandelten Brotes auf den Boden fällt, so sollen sie sich auch mühen, kein heiliges Wort Gottes zu verlieren. (Vielmehr sollen sie mit Ehrfurcht zuhören und die Worte wie Maria im Herzen bewahren.) 

(3) Gabenbereitung

Wer einen Besuch macht,

wer an einem Fest teilnimmt,

der will gewöhnlich nicht

mit leeren Händen dastehen.

Man gibt, was man hat,

man zeigt wenigstens  seinen guten Willen,

wenn es zu mehr nicht reicht.

So bringen wir auch zur Heiligen Messe

was wir besitzen – das Gute,

das wir getan haben.

Auch ein Verzicht

kann eine wertvolle Gabe sein,

das Bemühen um Selbstbeherrschung,

das Ringen um Ehrlichkeit,

um Versöhnung, um Einheit …

 

Was aber, wenn die Hände leer sind?

Sollte man da nicht lieber zuhause bleiben?

Nein! Denn auch unsere Armut

- ob materiell oder geistlich -

kann eine wertvolle Gabe sein,

wenn sie der Ausdruck

einer neuen Gesinnung wird:

 

Schlachtopfer willst du nicht,

ich würde sie dir geben;

an Brandopfern hast du kein Gefallen.

Das Opfer, das Gott gefällt,

ist ein zerknirschter Geist,

ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz

wirst du, Gott, nicht verschmähen“ (Ps 51, 18-19).

 

Wie kostbar

können doch auch leere Hände sein! 

Etwas mitbringen

     Was können wir mitbringen, wenn wir in die Kirche zur Heiligen Messe gehen? Die Gabe für die Kollekte nicht allzu symbolisch klein sein, besonders wenn es um Hilfe für Notleidende geht. Aber das ist nicht das Wichtigste. Man kann sich nicht von Gott mit einer Spende „freikaufen“. Wenn Gott uns einlädt, an seinem Leben freundschaftlich teilzunehmen, wenn er in der Heiligen Kommunion sich selber uns schenken will, dann ist jede irdische Gabe zu klein. Das alles, was wir zu besitzen meinen, gehört ja sowieso Gott. Er hat es geschaffen. Wir dürfen die Dinge, die wir zum Leben brauchen eine Zeit lang mitbenutzen. Aber wir sind nur Verwalter unserer irdischen Güter! Das einzige, was wir wirklich besitzen, ist unsere Freiheit: Wir sind mit der Gabe ausgestattet, „ja“ oder auch „nein“ zu sagen. Wir selber entscheiden – wenigstens bi zu einem gewissen Grade – wem wir vertrauen wollen, mit wem wir Freundschaft schließen... Das ist unser unschätzbarer Reichtum! Das können wir verschenken. Das können wir in die Heilige Messe mitnehmen. Das ist nicht zu gering, dass wir es sogar Gott anbieten dürfen, ohne uns genieren zu müssen.

     Keiner ist so arm, dass er mit leeren Händen kommen müsste. Wir können doch unsere gewöhnlich Arbeit zum Geschenk, zu einer würdigen Opfergabe machen, indem wir mit Liebe arbeiten –  also für Jesus! Wir können für IHN jemandem helfen, jemandem verzeihen, den Zorn herunterschlucken, damit es nicht zum Streit kommt. Jedes Lächeln, jede Minute Zeit, die wir jemandem schenken, kann eine Gabe für Jesus sein. Wer sich bemüht, alles, was er tut oder lässt, Gebet, Arbeit, Erholung, Freizeit... im Willen Gottes zu tun, der kann auf diese sich selber ganz und gar zum Geschenk für Gott machen. Und um diese Geschenke geht es vor allem bei der Gabenbereitung. Während die Ministranten die symbolischen Opfergaben zum Altar bringen, sind wir eingeladen, unsere persönlichen Geschenke für Jesus mit auf den Altar zu legen. Wer sich Gott ganz schenkt, der kann IHN auch ganz empfangen...

     Es ist sehr hilfreich, wenn man schon vor der Heiligen Messe – daheim oder auf dem Weg zur Kirche –  überlegt, was man dieses mal Jesus schenken will. Es liegt ein großer Segen darauf, wenn man diese geistlichen Gaben für jemanden „aufopfert“ – sei es für Lebende oder auch für Verstorbene. Aufopfern bedeutet in diesem Fall, dass man an das Geschenk für Jesus noch eine Bitte anfügt zu Gunsten jener, für die man diese Heilige Messe besonders mitfeiert. Auch dieses Mitsorgen und Helfen für andere in Not ist für Jesus eine Freude. Denn er sieht dadurch, wie wir in der Liebe wachsen.

     Wenn nun jemand meint, er habe nichts, was er dem Herr-Gott schenken könnte, der kann dennoch seine „leeren Hände“ zur Opfergabe, also zum Geschenk für Jesus, machen. Das bedeutet dann, dass man nun bereit ist, sein Leben zu ändern und mehr aus dem Glauben zu leben. Und das ist ein ganz kostbares Geschenk!  

(4) Abendmahl und Golgota

Jesus hat beim Abendmahl

den traditionellen Lobpreis der Pascha-Liturgie

gesprochen (vgl. Mt 26,26).

Dann reichte er den Jüngern das Brot und den Kelch:

Das ist mein Leib, das ist mein Blut …

In der Heiligen Messe nennen wir diesen Lobpreis

„Hochgebet“,

Weil es das wichtigste und wertvollste Gebet ist,

das wir zusammen mit Jesus

dem Vater im Himmel darbringen können.

Und wir nennen dieses Gebet auch „Wandlung“,

weil die Worte Jesu das bewirken,

was sie sagen:

Brot wird geheimnisvoll zum Leib Christi

Und Wein zu seinem Blut.

Das, was damals beim Abendmahl geschah,

wird jetzt auf dem Altar gegenwärtig:

Der glaubende und getaufte Christ

kann  bei der Eucharistiefeier

die Wandlung von Brot und Wein

in den Leib und das Blut Christi mit-erleben,

in dem er sich eins-macht

mit dem Erlösungsopfer Christi.

 

Das Opfer Christi wäre als Sühne

genug gewesen für die Sünden der ganzen Welt. 

Aber Gott wollte,

dass wir als Brüder und Schwestern Jesu

teilnehmen am Werk der Erlösung,

umso auch die Herrlichkeit

des Sohnes Gottes mit-zu-erben.

 

Unsere Hingabe,

das Geschenk aller kleinen und großen

Opfer unseres Alltags … ,

wird eins mit dem Blute Christi –

so wie der kleine Tropfen Wasser

bei der Gabenbereitung

mit dem Wein im Kelch eins wird.

 

Welch glückliche Berufung :

Wir können, dürfen, ja sollen

Jesus, dem Erlöser, helfen –

bei jeder Heiligen Messe von neuem … !

„Angesichts des Erbarmens Gottes

ermahne ich euch, meine Brüder,

euch selbst als lebendiges

und heiliges Opfer darzubringen,

das Gott gefällt;

das ist für euch der wahre

und angemessene Gottesdienst:

Gleicht euch nicht dieser Welt an,

sondern wandelt euch

und erneuert euer Denken,

damit ihr prüfen und erkennen könnt,

was der Wille Gottes ist:

was ihm gefällt,

was gut und vollkommen ist“ (Röm 12, 1-2).

Wandlung

In der Heiligen Messe soll nicht nur auf dem Altar eine Wandlung geschehen, indem der Priester an Stelle Christi das Hochgebet spricht und so der Herr geheimnisvoll in Gestalt von Brot und Wein gegenwärtig wird. Gleichzeitig mit den Gaben sollen sich auch unsere Herzen ver­wandeln und zu dem einen Leib Christi werden. Dazu sind wir schon in der Taufe berufen. In ihr wurden wir bereits «Glieder des Leibes Chri­sti». In der Liebesgemeinschaft der Eucharistiefeier soll diese Berufung vollendet werden. Weil wir schon in der Taufe mit Christus eins ge­worden sind, dürfen wir zusammen mit dem Prie­ster sprechen: «Das ist mein Leib . . ., das ist mein Blut . . .» Wenn wir das alle gleichzeitig tun, werden wir auch untereinander in Christus eins — so wie die verschiedenen Glieder eines Leibes. Die Liebe zu Christus verbindet uns un­tereinander.

     Das soll nicht nur während der Heiligen Messe geschehen, sondern den ganzen Tag über. Und wenn wir uns dann auch wirklich so behandeln, wie die verschiedenen Glieder eines Leibes (beim Helfen, Schonen, Schützen . . .), dann spüren wir auch sehr praktisch, wie durch die Messe sich wirklich etwas in unserem Leben verändert — verwandelt.

     Wir gewinnen nicht nur eine neue Beziehung zu den Brüdern und Schwestern, die mit uns die Eucharistie gefeiert haben. Durch das Blut Christi haben wir auch eine Verbindung mit allem Leid und aller Sünde in der Welt. Denn dafür hat ja Christus am Kreuz sein Blut vergossen und es ist gegenwärtig in jeder Traurigkeit, Einsamkeit, im Versagen und Misserfolg . . . Wenn ich nun nicht nur beim Messopfer auf dem Altar zum Blute Christi sage: «Das ist mein Blut!», sondern auch den ganzen Tag über, wenn mir etwas Leidvolles oder Sündhaftes begegnet, dann gewinne ich eine neue Einheit mit der ganzen Welt. Die Liebe und Einheit mit Christus macht mich dazu fähig. Durch die Heilige Messe werde ich nicht nur in das Opfer Christi von vor 2000 Jahren hinein­genommen, sondern ich bin auch berufen, seine Liebe, die sich am Kreuz gezeigt hat, in die Welt von heute hineinzutragen . . .

(5) Das Mahl unter Freunden

Nichts bringt uns dem Herzen Jesu so nahe,

wie die volle Teilnahme

am Heiligen Messopfer.

Mit dem Brot und dem Wein auf dem Altar

werden auch unsere Herzen verwandelt,

unser Leben, unser Leiden, unsere Liebe …

Wir werden noch mehr zu Jüngern Jesu

und empfangen von neuem,

was der Schöpfer schon von Anfang an

den Menschen geschenkt hatte:

Die Freundschaft mit Gott.

„Es gibt keine größere Liebe,

als wenn einer sein Leben

für seine Freunde hingibt.

Ihr seid meine Freunde,

wenn ihr tut,

was ich euch auftrage.

Ich nenne euch nicht mehr Knechte;

denn der Knecht weiß nicht,

was sein Herr tut.

Vielmehr habe ich euch Freunde genannt;

denn ich habe euch alles mitgeteilt,

was ich von meinem Vater gehört habe“ (Joh 15,13-15).

 

Diese Freundschaft soll jetzt gefeiert werden!

Jesus selbst hat für Essen und Trinken gesorgt:

Er kann und will uns sich selber schenken,

weil wir uns IHM anvertraut haben.

Er will in unseren Herzen

Trost und Ruhe finden,

einen Abglanz des Himmels.

Darum lädt er uns ein,

an seinem Herzen auszuruhen.

An dieser Quelle lässt er uns von neuem

 aus der göttlichen Liebe schöpfen:

„Kommt alle zu mir,

die ihr euch plagt und

schwere Lasten zu tragen habt.

Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28)!

Kommunion:

«Kommunion» heißt auf Deutsch: Gemeinschaft. Gott selber ist die vollkommenste Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Weil Gott die Liebe ist, ist er auch Gemeinschaft: das gegenseitige sich Beschenken, die vollkom­menste Freundschaft. Der Himmel besteht darin, dass wir, wenn wir die Liebe Gottes annehmen, einmal an dieser Freundschaft Gottes teilnehmen dürfen. Die Kommunion ist ein Abbild davon und gleichzeitig schon ein Beginn: Christus schenkt nicht irgendetwas, sondern sich selbst. Er macht sich unendlich klein, um uns auf die göttliche Ebene zu heben. Er macht uns stär­ker in der Liebe (wenn wir es zulassen!), damit wir immer echter Kinder des Vaters im Himmel sind. Und diese Liebe zum Vater gibt uns eine neuere und stärkere Liebe für alle Kinder des Vaters, die wir so als Brüder und Schwestern er­kennen und annehmen. Das zeigen wir durch das gemeinsame Mahl der Kommunion. Wir können Gott nur gefallen, wenn wir uns als Geschwister wirklich annehmen und lieben und so das Neue Gebot, das Gebot Christi erfüllen: «Liebet ein­ander, wie ich euch geliebt habe!» (Joh. 13, 34)

 

Wer sein Leben durch die echte Teilnahme am Bußakt, durch den Wortgottesdienst und durch die Gabenbereitung erneuert hat, wer sich durch die Teilnahme am Opfer Christi (Hochgebet, Wandlung) sich selbst zu einer Gabe für Gott verwandeln lässt, der gehört zu den wahren Freunden Jesu Christi. Das bedeutet „Kommunion“: Jesus liebt seine Freunde so sehr, dass er ganz eins sein will mit ihnen. Er macht sich zu einer Speise und verbirgt sich unter den Gestalten von Brot und Wein, damit wir ihn essen und trinken können. Wenn wir zur Heiligen Kommunion gehen, dann kommt Jesus in uns hinein - in unser „Herz“. Gleichzeitig nimmt er uns in seine göttliche Liebe auf  – in sein Herz. Die Heilige Kommunion ist ein Fest unter Freunden. Sie stärkt die Einheit mit Jesus und mit allen Freunden Gottes.

(6) Frieden bringen

Das Ausruhen am Herzen Jesu

hat nicht lange gedauert.

Ach wie gut, wenn es in der Anbetung

vor dem Allerheiligsten,

im Laufe des Tages (oder der Nacht!)

noch fortgesetzt, und vertieft werden kann!

Jetzt aber ist die Zeit gekommen,

dass jeder an seine Arbeit geht,

in seinen Weinberg,

auf seine Missionsstation …

Schließlich hat der Auferstandene

Sehr deutlich gesprochen:

„Wie mich der Vater gesandt hat,

so sende ich euch“ (Joh 20,21)!

„Nicht ihr habt mich erwählt,

sondern ich habe euch erwählt

und dazu bestimmt,

dass ihr euch aufmacht

und Frucht bringt

und dass eure Frucht bleibt.

Dann wird euch der Vater alles geben,

um was ihr in meinem Namen bittet.

Dies trage ich euch auf:

Liebt einander!“ (Joh 15, 16-17)

 

Dürfen wir da noch zögern?

Wollen wir es bequemer haben

als Jesus selbst?

Jetzt kommt es darauf an,

dass wir nicht nur würdig Eucharistie feiern,

sondern Eucharistie „werden“:

Zum Brot, dass sich verzehren lässt,

zum Wein, der sühnt und Leben spendet…!

Jetzt sprechen wir zusammen mit dem Meister:

„Kommt alle zu mir… ich werde euch Ruhe verschaffen“ …!

 

Wie gut nur,

dass wir bald wieder

an einer Heiligen Messe teilnehmen können,

oder dass wir wenigstens durch

die „geistige Kommunion“

und eins-machen können

mit jener Eucharistiefeier,

die gerade in diesem Augenblick

irgendwo auf der Welt gefeiert wird.

 

Wie sonst könnten wir denn durchhalten 

und zusammen mit Jesus

lieben ohne Ende?!                

 

Wer seine Freundschaft mit Jesus durch die aktive Teilnahme an der Heiligen Messe erneuert und gestärkt hat, will Jesus dabei helfen, soweit wie nur möglich alle Menschen in den Himmel zu führen. Sie sollen die Liebe Gottes erkennen und erfahren – und so zu Freunden Jesu werden –  auch durch mich. Das bedeutet, den Frieden zu bringen, in die Welt hinein zu tragen. Wer die Heilige Kommunion gut empfängt, der ist bereit, alle Menschen zu lieben, auch die Schwierigen, ja sogar die „Feinde“ (Lk 6,35). Wer ein Freund Jesus geworden ist, will zusammen mit Jesus auch an dessen Mission in der Welt teilnehmen. Wer zusammen mit Jesus die Menschen liebt, bekommt immer mehr Hunger nach der Heiligen Kommunion. Er freut sich, wenn er möglichst oft den verborgenen Jesus empfangen kann (sogar werktags, wenn es möglich ist).